Stand: 11.09.2014 19:00 Uhr

Jan Delay: Mit Charme, Hut und Leo-Print

von Moira Lenz

"Es wird glorreich, euphorisch, schweißtreibend - ein Brett", darunter macht es Jan Delay nicht mehr und beginnt die Show auch gleich mit einem Brett: "Wacken". Dass Norddeutsch unendlich cool sein kann, führt das musikalische Chamäleon seit Jahren vor. Aber dass auch Deutschrock cool sein kann, beweist der Hamburger mit seinem neuen Album "Hammer und Michel". Vom ersten Ton an hat er die ausverkaufte Stadthalle Göttingen im Griff: Alle Arme sind oben!

Vom Hoodie zum Hut

Weiter geht es, aber nicht mit Rock. Wir hören Bass, Digger, alles klar: Mit "Türlich, türlich" versetzt Delay das Publikum mal eben sieben Jahre zurück - Hip-Hop in da House. Damit hat er auch angefangen. Oder besser: begonnen. Mit den Absoluten Beginnern - und Hip-Hop auf Deutsch. Aber ebenso wie Basecap und Hoodie, dem Hut und feinem Zwirn wichen, wandelte sich sein musikalisches Repertoire über Reggae und Funk schließlich zu Rock.

Denn Eizi Eiz, Boba Ffett oder bürgerlich Jan Philipp Eißfeldt hat keine Angst vor Klischees: Beim Soundcheck Neue Musik Festival spielt er mit seiner Band Disko No. 1 als nächstes ein Medley mit Namen "Chili Peppers" und darauf die Funk-Nummer "Feuer" vom Album "Mercedes Dance". Die Halle erstrahlt im Lichterglanz und Delay ist sichtlich beeindruckt von den NDR 2 Lichtringen, die das Publikum trägt. Er und die Band hingegen tragen Leo-Muster.

"Macht mir den Michael Jordan"

Delay beherrscht die Bühne und, ganz Entertainer, auch das Publikum: Zu wenig Bewegung? "Macht mir den Michael Jordan!", spricht's und die ganze Halle hüpft hoch hinaus. Es folgt "Hertz 4" vom aktuellen Album. Während Delay mit Hip-Hop auf Deutsch die Presse begeisterte, verhält es sich mit Deutsch-Rock etwas anders. Doch was immer auch die Presse schrieb, "Hammer & Michel" stieg auf Platz 1 ein und die Fans sind da, sobald der Hamburger mit der nasale Quengelstimme die Bühne betritt und das Haus rockt - und auch diesmal schlau-ironisch nicht mit Kritik an der Gesellschaft geizt. Denn auch, wenn er etwas ruhiger geworden ist, seitdem er Vater ist, bleibt Jan Delay seinen Wurzeln treu: Vor zwei Wochen hat er mit den Beginnern auf dem Schulterblatt  in Hamburg zum 25-jährigen Bestehen der Roten Flora gespielt.

Video
Impressionen vom ersten Tag beim Soundcheck Festival in Göttingen © NDR Foto: Axel Herzig
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Nächstes Jahr Wiedersehen in Göttingen

Mit "Sie kann nicht tanzen" bringt er die Stadthalle zum Tanzen, mit "Disko" zum Kochen und mit "Oh Jonny" zum Durchdrehen. Das ist der richtige Zeitpunkt, sein nächstes Konzert in Göttingen im kommenden Frühjahr anzukündigen: "Das wird das beste Konzert der Welt".

Gerade als allen ganz soulig und warm ums Herz ist, macht er mit der Nummer "Klar" Schluss. Aber der Hamburger lässt sich nicht lange bitten und gibt als Zugabe nochmal ein Medley - und dann seine neue Hymne "St. Pauli". Spätestens jetzt fliegen nicht nur BHs auf die  Bühne, sondern Delay auch die Herzen des gesamten Publikums zu. Jan Delay macht den überaus gelungenen Auftakt zum Soundcheck Neue Musik. Und Göttingen zum Kiez, abends um halb Neun.

1. Wacken
2. Türlich, türlich
3. Chilli Peppers
4. Feuer
5. Hertz 4
6. Sie kann nicht tanzen
7. Disko
8. Freeze/Lenny/Fight For Your Right/Blur (Medley)
9. Oh Jonny
10. Klar
11. Action/Die Sonne, die scheint/Eimsbush City (Medley)
12. St. Pauli

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 | 14.09.2014 | 09:00 Uhr