Interrail-Zugfahrt mit George "Budapest" Ezra
Woher kommt nur diese tiefe, bluesige Stimme? Mit geschlossenen Augen könnte man den Sänger mit dem schräg gekämmten Blondschopf für einen Mann im besten Alter halten, der viel gesehen und noch mehr erlebt hat. Die rauchige Kehle klingt nach Erlebnissen auf steinigen Wegen, enttäuschten Lieben und wunderbaren Höhenflügen. Auf der Bühne im Deutschen Theater in Göttingen steht jedoch George Ezra, vor kurzem 21 Jahre alt geworden, in der Nähe von London aufgewachsen und nach Bristol gezogen.
Reise nach Barcelona
Gesehen hat Ezra natürlich trotzdem schon Einiges. So ist er alleine mit dem Zug durch Europa gereist. Auf Interrail-Fahrt - ein Monat, viele Städte, noch mehr Begegnungen. Seine Erfahrungen hat er in Songs gegossen, die er mit seiner Band beim Soundcheckfestival mit den Fans teilt. "Barcelona" gehört zu dieser Reise. Und den Rhythmen nach zu urteilen hat sich George dort in karibischen Gefilden gefühlt. Easy Listening mit Slide-Gitarre, die Füße der Fans wippen schon einmal mit.
Weiter geht die Zugreise mit seiner Band, zu der Drummer Fabio Di Oliveira, Bassist Lester Salmins, und David Klinke an der Gitarre gehören. Ganz klassischen Rock bieten die fünf bei "Listen To The Man". Da schwingt George sogar mit den Hüften, obwohl er sonst nicht zum Tanzen neigt. Einen Zwischenteil gönnt sich der Musiker dann solo, spricht mit den Fans, erzählt von seinen Songs. Der lustigste: ein Lied über seinen besten Freund "Benjamin Twine", in dessen Schwester George offensichtlich verliebt war.
Endstation Malmö statt Budapest
Viele kennen zwar die Entstehungsgeschichte seines Songs und Superhits "Budapest". Es ist aber schön, sie von ihm persönlich zu hören. Denn auch diese Komposition gehört zu seiner Interrail-Reise. Ezra war im beschaulichen Malmö in Schweden, verfolgte gelangweilt bis entsetzt die Übertragung des Eurovision Song Contests, der dort stattfand (Zitat: "Das tue ich mir nie wieder an") und dürstete nach etwas Alkohol. Allein: In Schweden gibt es dafür eine Sperrstunde. So landete er bei einem alten Mann im Park, trank dessen Rum - und verpasste am nächsten Morgen den Zug nach Budapest. Zu diesem Song steht das Publikum im Deutschen Theater Reihe für Reihe auf, eine Standing Ovation für den Sänger. Der Brite wird bestimmt noch viel herumkommen. Nicht nur auf Interrail-Tour, sondern weltweit.