Stand: 16.05.2012 10:30 Uhr

Otto Grotewohl: Politiker aus Braunschweig

Wilhelm Pieck (links) und Otto Grotewohl am 11. Oktober 1949. © picture-alliance/akg-images
Wahl des Staatspräsidenten Wilhelm Pieck am 11.10.1949: Wilhelm Pieck (l.) und Otto Grotewohl, Ministerpräsident.

Otto Grotewohl ist bekannt als erster Ministerpräsident der DDR und als Sozialdemokrat, der dem Kommunisten Wilhelm Pieck 1946 die Hand reichte zum Zusammenschluss von SPD und KPD. Nur wenige wissen, dass Grotewohl aus Braunschweig stammt und auch dort, im damaligen Freistaat, schon wichtige politische Ämter innehatte. Minister, später Reichstagsabgeordneter, das waren die Stationen, bevor sich Grotewohl dann in der sowjetisch besetzten Zone für das Zusammengehen mit der KPD entschied. Für Braunschweig ist Grotewohl ein Sohn der Stadt, zu dem man ein schwieriges Verhältnis hat. Nichts in der Stadt erinnert an ihn.

Minister im Freistaat Braunschweig

Gniffke © ARD
Einer der Gesprächspartner in der Sendung ist Kai Gniffke, Enkel des Grotewohl-Freundes Erich W. Gniffke.

1894 geboren, in sehr ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, schien es alles andere als vorgezeichnet, dass aus dem gelernten Buchdrucker Grotewohl einmal ein hochrangiger Politiker der Sozialdemokratie werden würde. Es waren wohl sein Bildungshunger und sein Redner-Talent, die dem gut aussehenden Mann schon bald zu einer herausragenden Stellung in der Braunschweiger Sozialdemokratie verhalfen. Hinzu kamen die politischen Verhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg, die zeitweise Politiker aus dem linken Lager begünstigten. Bildungs- und Innenminister, dann Justizminister im Freistaat Braunschweig: Grotewohl hat für einige Jahre wichtige politische Entscheidungen in dem kleinen Staat gefällt. Als Reichstagsabgeordneter schließlich stimmte er mit seiner Fraktion gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis. Die Zeit nach 1933 überlebte er als Gewerbetreibender in verschiedenen Branchen, unter anderem mit Hilfe seines Freundes Erich W. Gniffke, der ihn in seiner Ofen-Firma Heibako anstellte.

Willfähriger SED-Politiker

Hinweisschild "Admiralspalast". © NDR Foto: Hans-Jürgen Otte
Im Berliner Admiralspalast fand 1946 der Vereinigungsparteitag von SPD und KPD statt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte Grotewohl als Vorsitzender des SPD-Zentralausschusses in Berlin, die Partei deutschlandweit neu aufzubauen, wurde jedoch von seinem innerparteilichen Kontrahenten Kurt Schumacher in die Schranken gewiesen. 1946 schließlich stimmte Grotewohl dem Zusammengehen der SPD mit der KPD in der Sowjetisch besetzten Zone (SBZ) zu. Sein Handschlag mit dem KPD-Vorsitzenden Wilhelm Pieck im Berliner Admiralspalast hat Geschichte gemacht. Während die Sozialdemokraten in der neu entstehenden SED kalt gestellt oder auch verfolgt wurden, stieg Grotewohl zum Co-Vorsitzenden der Partei und Ministerpräsidenten auf. Im Schatten Walter Ulbrichts betrieb er eine im Wesentlichen an die herrschende SED-Doktrin angepasste Politik. 1964 starb er im Alter von 70 Jahren.

Historiker kommt zu Wort

Historiker Dr. Bernd Rother steht vor einem Bücherregal und lächelt in die Kamera. © NDR Foto: Hans-Jürgen Otte
Weiterer Gesprächspartner ist Bernd Rother von der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung in Berlin.

NDR 1 Niedersachsen porträtiert den Politiker Otto Grotewohl. Zu Wort kommen der Historiker Dr. Bernd Rother von der Bundeskanzler Willy-Brandt-Stiftung in Berlin und Kai Gniffke, Enkel des Grotewohl-Freundes Erich W. Gniffke. Dazu sind historische Aufnahmen aus der DDR und der SBZ zu hören.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Unser Thema | 31.05.2012 | 20:05 Uhr

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