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Enigma – "Sadeness" (Part 1)
Zurück zur Übersicht EVor 26 Jahren stand auf Platz eins der deutschen Charts ein ungewöhnliches Lied - eines, das es so noch nicht gegeben hatte und sich zu einem weltweit erfolgreichen Phänomen entwickelte. Dahinter steckte der deutsch-rumänische Michael Cretu, der bis heute zu den mit Abstand erfolgreichsten Musikproduzenten Deutschlands gehört.
Synthesizer und gregorianische Gesänge
Als kleiner Junge spielte Cretu statt Cowboy und Indianer viel lieber Prinz Eisenherz oder Ritter Ivanhoe. Er verschlang alles, was mit dem Mittelalter und auch der Astronomie zu tun hatte. Nach der Schule wurde er Konzertpianist und schließlich ein international erfolgreicher Pop-Musikproduzent. Doch Ende der 80er-Jahre war bei Cretu die Luft raus. Er suchte eine neue Herausforderung, wollte etwas ganz anderes machen - und besann sich auf seine Leidenschaft für historische Themen und den Weltraum. Cretu nahm sich alte gregorianische Gesänge vor und kombinierte sie mit spacigen Synthesizer-Klängen, einer geheimnisvollen Frauenstimme und einem geradezu hypnotisierenden Rhythmus.
Michael Cretu fühlte sich ...
... wie ein Alchemist. Man steht vor Hunderten von Zutaten und mischt sie zusammen. Und man hat zwar eine Zielsetzung, aber auf einmal entsteht etwas, was viel besser ist, und da gibt’s immer Überraschungen.
Mit dem Titel "Sadeness Part 1“ stürmte Michael Cretu im Winter 1990/91 die internationalen Hitparaden - allerdings nicht unter seinem Namen. Er nannte sein Projekt "Enigma", griechisch für Rätsel, und blieb selbst im Verborgenen. Cretu sagte 2003:
Ich möchte es nicht an Gesichter, Augen, Frisuren oder so binden. Es ist reine, pure Musik, und das soll auch so bleiben.
Auch seine damalige Frau, die Popsängerin Sandra, blieb im Hintergrund. Obwohl viele Fans schnell ihre Stimme erkannten.
Anonymität aufgeben
Dann musste sich Cretu aber doch zu erkennen geben. Er hatte die Aufnahmen der gregorianischen Choräle, gesungen von der Capella Antiqua München, ohne Erlaubnis verwendet. Es kam zur Klage, der Chor gewann vor Gericht. Dem Erfolg tat das aber keinen Abbruch. Cretu hatte eine Musik geschaffen, die weltweit sensationelle Erfolge feierte und auch heute noch ihre Fans hat.
Das stimmt. Es verkauft sich prozentual an der Bevölkerung gesehen genauso gut in Japan, Amerika oder Deutschland oder wo auch immer. Und das ist schon recht selten. Es gefällt den Leuten unabhängig von deren Religion oder Kulturkreis oder Einflusskreis. Also ich habe wohl den Nerv der Menschen getroffen, der international ist, und das macht mich natürlich sehr, sehr glücklich.
Unvorstellbare Verkaufszahlen
14 Millionen Mal hat sich allein das erste Album von Enigma verkauft. Solche Zahlen werden heute nicht mehr erreicht, aber Michael Cretu steht nach wie vor wie ein Alchemist in seiner Klangküche und braut diese geheimnisvoll klingende Musik zusammen.