Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines berufsbezogenen B2 Deutschkurses sitzen in einem Kursraum. © picture alliance/dpa Foto: Marijan Murat

Volkshochschulen in SH: Viel Interesse, zu wenige Dozenten

Stand: 27.08.2023 06:00 Uhr

Die rund 140 Volkshochschulen in Schleswig-Holstein freuen sich, dass ihre Auslastung nach den schweren Corona-Jahren nun wieder bei fast 100 Prozent liegt. Nach Angaben des Landesverbands fehlen aber Dozenten und Dozentinnen.

von Andrea Schmidt

Spanisch oder Deutsch lernen, einen Yogakurs machen oder lernen, wie man Sushi zubereitet: Die Volkshochschulen in Schleswig-Holstein bieten nach den schwierigen Corona-Jahren wieder eine breite Palette an Kursen an. Das neue VHS-Jahr beginnt jetzt - doch es fehlen sehr viele Dozenten. "Hier bei uns in Bad Segeberg haben wir rund 40 Prozent der Dozenten verloren, und ich schätze, diese Zahl kann man in etwa auf das ganze Land übertragen", sagt der stellvertretende Leiter des Landesverbandes Volkshochschulen Schleswig-Holstein, Michael Kölln. "Der Dozentenmangel beschäftigt uns am meisten. Viele Ältere machen nicht mehr weiter."

Auf Dozentensuche mit Hilfe von Sozialen Medien

Kölln schätzt, dass landesweit etwa 3.000 bis 4.000 Dozenten an den Volkshochschulen in Schleswig-Holstein Kurse geben. "Wir würden uns über jeden freuen, der irgendwie Lust hat, an der Volkshochschule was zu machen und - ja - damit auch was für die Gesellschaft zu tun." Die einzelnen Volkshochschulen werden schon aktiv und suchen zum Beispiel in den Sozialen Medien nach Menschen, die Lust haben, anderen etwas beizubringen. Die Leiterin der VHS in Heide (Kreis Dithmarschen), Miriam Otto, zum Beispiel, macht das mit ihrem Team nun schon zwei Jahre lang - mit Erfolg: "Wir veröffentlichen fast täglich Beiträge im Netz. Über Facebook und Instagram bekommen wir so auch jüngere Leute dazu." Auch Volkshochschulen sind also im Wandel und passen sich an.

Geflüchtete werden selbst zu Dozenten

Begeistert sind die Volkshochschulen auch darüber, dass immer häufiger ausländische Mitbürger und Mitbürgerinnen selbst Kurse anbieten. "Es werden zum Beispiel Geflüchtete, die 2015/2016 zu uns ins Land kamen, nun selbst zu Dozenten", freut sich Miriam Otto. Diese Entwicklung kann auch die Leiterin der VHS in Husum (Kreis Nordfriesland), Anke Wigger, bestätigen: "Wir bieten zum Beispiel erstmals die Kochkurse 'Nordfriesische Küche trifft ukrainische Küche oder syrische Küche' an." Ein Koch aus Nordfriesland entwickelt zusammen mit geflüchteten Frauen Kochideen. Anke Wigger und ihr Team starten "hochoptimistisch" in die neue Saison. Alle sind froh, die unerfreulichen Corona-Jahre hinter sich zu haben. "Die Leute kommen wieder zu uns und haben Freude daran, gemeinsam mit anderen ihren Interessen nachzugehen. Und alle sind auf Augenhöhe."

Weniger Plattdeutsch und nordische Sprachen

Michael Kölln, Geschäftsführer der Volkshochschule Bad Segeberg, steht vor einer bemalten Wand. © vhs Bad Segeberg
Michael Kölln vom Landesverband der Volkshochschulen wünscht sich noch mehr Dozenten.

Der landesweite Mangel an Dozentinnen und Dozenten sorgt allerdings dafür, dass nicht überall alle Kurse angeboten werden können. "Zum Beispiel Plattdeutsch oder Sprachen wie Dänisch oder Schwedisch - das können wir manchmal nicht mehr anbieten", bedauert Michael Kölln vom Landesverband. Was insgesamt richtig gut laufe, sind Kochkurse und alles, was mit Gesundheit, Sport und Bewegung zu tun hat. "Yoga zum Beispiel: Die Leute wollen Stress abbauen und suchen einen Ausgleich zum Job", stellt Miriam Otto aus Heide fest.

Integrationskurse und Bildungsurlaube stark nachgefragt

Den größten Teil nehmen überall die Integrationskurse ein, also etwa Deutsch lernen für Ausländer oder Kulturvermittlungskurse. Und beliebt sind derzeit auch Bildungsurlaube. "Viele Menschen kommen auch von außerhalb zu uns, zum Beispiel aus Nordrhein Westfalen", erzählt Anke Wigger aus Husum. Die Direktorin der Volkshochschule stellt auch fest, dass sich die Menschen nicht mehr so langfristig binden wollen: "Ein Kurs über 20 Wochen ist eher die Ausnahme. Lieber werden kürzere Kurse gebucht."

Wer Lust hat, selbst einen Kurs für eine Volkshochschule vor Ort auf die Beine zu stellen, darf sich laut Michael Kölln gerne an den Landesverband wenden. Niemand solle das Gefühl haben, dass das eigene Wissen für ein Kursangebot nicht reiche. "Wir bieten auch kostenlose Qualifizierungen an." Wer zum Beispiel Französisch studiert hat und dies schon mal gelehrt hat, wäre ein guter Kandidat oder Kandidatin. Auf der Internetseite können sich Interessierte auch über Fortbildungen informieren.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 27.08.2023 | 09:00 Uhr

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