Video-Podcast: "Unerwäis - unterwegs mit Friesen" 2. Folge

Stand: 14.12.2023 09:01 Uhr

Auf Sylt gibt es nicht mehr viele Menschen, die das Insel-Friesisch Sölring sprechen. Maren Jessen ist eine von ihnen. Sie bringt anderen Menschen die Sprache näher - mit Marionetten. Für den Video-Podcast "Unerwäis - unterwegs mit Friesen" haben wir sie begleitet.

von Simone Mischke

Die Friesen haben ihre eigene Sprache, Kultur und Gepflogenheiten. Wir begleiten sie im Alltag: dieses Mal auf Sylt.

Wir sind mit Maren Jessen unterwegs an einem ihrer Lieblingsorte auch Sylt: dem Rantum Becken mit seinem malerischen, kleinen Hafen. Der Wind fegt aus Ost über das Wattenmeer. Maren Jessen hat ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Die 67-Jährige stammt aus einer alteingesessenen Sylter Familie. Deren Wurzeln gehen zurück bis ins Jahr 1640. Und so wundert es nicht, dass es ihr besonders am Herzen liegt, die alten Sylter Traditionen, die Kultur und vor allem auch das Insel-Friesisch Sölring zu bewahren. "Es ist einfach wichtig, dass unsere Kinder und Enkel verstehen, woher wir kommen. Was für eine Geschichte wir haben und dass wir eine Sprache haben, die mehr als 1.000 Jahre alt ist", sagt die Sylterin. In der Schule lernten die Kinder nur bis zur vierten Klasse Sölring - das sei zu wenig. Wie viele Einheimische noch Sölring sprechen, dazu gibt es nur eine Schätzung. Sie geht von rund drei Prozent der Bevölkerung aus: das wären etwa 500 Menschen.

Engagement in der Sölring Foriining

Weil ihr die Sylter Traditionen und die Sprache so wichtig sind, engagiert sich Maren Jessen seit vielen Jahren in der Sölring Foriining in Keitum - seit drei Jahren als 1. Vorsitzende. Der Sylter Heimatverein ist auch Träger der Inselmuseen, will die friesische Kultur und damit auch die Sprache schützen. Der Geschäftsführer des Vereins, Sven Lappoehn, schätzt Maren Jessens Arbeit sehr. "Das kann man gar nicht hoch genug schätzen. Gerade Sölring kommt im Alltag gar nicht mehr vor. Und wenn wir dann niemanden haben, der es hochhält - wo führt das hin?" Er selbst spricht allerdings auch kein Sölring. Und wirkt ein bisschen peinlich berührt, als er das zugibt. "Aber ich kann fast alles verstehen!" Dabei könnte er die Sprache bei Maren Jessen im wahrsten Sinne spielerisch lernen: mit ihrer Marionetten-Theaterspielgruppe.

Sölring lernen mit Marionetten

Jeden Mittwoch trifft sich eine bunt gemischte Truppe von Sylterinnen - derzeit sind keine Männer dabei - zur Theaterprobe. Wenn alle dabei sind, sind sie zu zehnt. Bevor sie die Puppen tanzen lassen, singen sie. Das hat einen Grund: "Wer singt, hat keine Angst zu sprechen. Singen kann jeder. Und die Texte haben wir ja da. Auch wenn Du eigentlich kein Sölring kannst - auf einmal sprichst Du einen ganzen Satz!" Maren Jessen ist sowohl von ihrer Methode an sich als auch vom Puppenspiel selbst begeistert. "Man merkt, wie es immer besser wird mit dem Sprechen. Und Marionetten-Theater hat mich schon als junge Frau fasziniert. Wenn ich dann noch selbst spielen kann, das ist für mich Theater."

Proben und Sölring üben bis zum nächsten Auftritt

Im ausgebauten Keller ihres Hauses hat Maren Jessen eine kleine Bühne aufgebaut. Auf der Rückseite kleben, bunt beschriftet, die Texte des Theaterstücks "Strönauktion" des verstorbenen Sylters Jens Emil Mungard. Zur Theatergruppe gehört auch Yvonne Brinker. "Mein Ziel ist es, beim Einkaufen mit anderen Friesisch sprechen zu können. Mit den Puppen kann man das spielerisch lernen. Und es macht Spaß", erzählt sie und zieht an den Fäden der Marionette. Bis zum Februar nächstes Jahr haben sie noch Zeit zum Proben und Sölring üben. Dann ist ihr nächster Auftritt im Friesensaal in Keitum.

Warum Maren Jessen selbst erst als Erwachsene gelernt hat, Sölring zu sprechen und warum ihr die alten Tradtionen und die Sprache so wichtig sind, sehen Sie in unserer zweiten Folge von "Unerwäis mit Friesen".

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 14.12.2023 | 19:30 Uhr

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