Schließung von Prinovis Ahrensburg: Mitarbeitende haben Fragen
Ende Januar 2024 soll bei der Bertelsmann-Tochter Prinovis in Ahrensburg Schluss sein. Das betrifft 545 Mitarbeitende. Vor drei Wochen haben diese das erfahren - und jetzt gab es die Möglichkeit, offene Fragen zu stellen.
545 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Jetzt hatte die Firmenleitung in Ahrensburg zu einer ersten Infoveranstaltung eingeladen. Dort konnte die Belegschaft Fragen stellen. Und davon gibt es einige.
"Wie sehen jetzt hier aktuell die nächsten Schritte aus? Wie geht es weiter? Fortbildung, Umschulung was auch immer. Und die Kollegen stellen auch die Frage: Was ist denn bei Bertelsmann los? Hier wird ein Druckstandort geschlossen. In Hamburg, bei Gruner + Jahr stehen 700 Arbeitsplätze auch zur Disposition. Ist man sich der sozialen Verantwortung bewusst? Allumfänglich?" Jürgen Wolff - Prinovismitarbeiter
Jürgen Wolff ist seit 37 Jahren in der Druckerei angestellt. Wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen dachte er nicht daran, irgendwann arbeitslos zu sein. "Vor 34 Jahren habe ich meine letzte Bewerbung geschrieben, und ich kann nicht sagen, wie das heute geht."
Schockstarre nach Betriebsversammlung
Alle seien seit dem 20. Januar, als es die erste Betriebsversammlung gab, wie in eine Schockstarre gefallen. Auch die 60-jährige Tanja Krombach fasst nur schwer, wie ungewiss ihre berufliche Zukunft geworden ist.
"Ich sitze das jetzt erstmal aus. Angekommen ist die Information noch nicht richtig - überhaupt noch nicht. Ich habe ja noch elf Monate Zeit." Tanja Krumbach - Prinovismitarbeiterin
Bis dahin soll der Betrieb so normal wie möglich weitergehen, heißt es aus der Unternehmensleitung. Die Auftragsbücher sind voll, auch wenn seit Jahren rote Zahlen geschrieben werden. Wenn möglich sollen alle Angestellten bis Januar 2024 ihrer Arbeit nachgehen. Gar nicht so einfach findet auch Carsten Stamer. Er ist zwar erst seit 2018 in Ahrensburg dabei, Angst vor der Zukunft hat er trotzdem.
"Ich persönlich habe da ziemlich mit zu tun. Auch wenn viele das so wegstecken können oder vermeintlich wegstecken können, belastet mich das doch schon im Alltag. Und man macht sich da tatsächlich auch doch mehr Gedanken darum, als man vielleicht ursprünglich gedacht hat. Auf jeden Fall ist es häufig Thema, dass man darüber spricht: Hast du schon Plan B? Weißt du schon, was ab Januar nächsten Jahres mit dir los ist? Ich weiß es noch nicht." Carsten Stamer - Prinovismitarbeiter
Konkretes erst nach Gesprächen mit Betriebsrat
Das Unternehmen verspricht im eigenen Haus Jobmessen zu organisieren. Auch Carsten Stamer ist klar, langfristig wird es keinen Job in der Druckindustrie geben. Wie es konkret für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Sachen Transfergesellschaften oder Abfindungen weitergeht, soll erst in den nächsten Wochen mit dem Betriebrat besprochen werden. Erst dann wissen auch Jürgen Wolff, Tanja Krombach und Carsten Stamer woran sie sind.