Schlampereien beim Baggern an Gasleitungen
Die Zerstörung war verheerend. Am 10. März 2014 sterben bei einer Gasexplosion in Itzehoe vier Menschen. Noch steht die genaue Unglücksursache nicht fest. Doch Ermittler können nicht ausschließen, dass Bauarbeiten mit einem Bagger vor dem Haus für das Unglück verantwortlich sind. Vom Bagger ausgehende Vibrationen oder die Baggerschaufel könnten die Gasleitung im Haus beschädigt haben. Die Leitungen wurden von Ermittlern des Landeskriminalamtes sicher gestellt.
Der Sprecher der Polizei Itzehoe, Hans-Werner Heise, bestätigt gegenüber Panorama 3: "Bevor diese Explosion passiert ist, wurden hier Bauarbeiten durchgeführt." Das Bauunternehmen selbst wollte sich der Redaktion gegenüber auch auf Nachfrage bisher nicht äußern.
Für etwa 80 Prozent der Zwischenfälle sind Baggerarbeiten verantwortlich
Fest steht, dass immer wieder nicht nur Gasleitungen bei Bauarbeiten beschädigt werden. Das Institut für Bauforschung aus Hannover hat im Auftrag von Versicherern und Bauindustrie in einer aktuellen Studie Kabel- und Leitungsschäden ausgewertet. Panorama 3 liegt die Studie schon vor der Veröffentlichung vor. Das Ergebnis: Jährlich werden in Deutschland 800.000 Kabel und Leitungen bei Bauarbeiten beschädigt. Darunter Kommunikations-, Stromkabel und Gasleitungen. Für rund 80 Prozent der Zwischenfälle sind Baggerarbeiten verantwortlich.
Die teuersten und gefährlichsten Schäden seien die an Gasleitungen, weiß die Geschäftsführerin des Institutes Heike Böhmer. Wenige Schäden würden in diesem Bereich hohe Schadensummen produzieren. "Was man natürlich dazu sehen muss, sind Personenschäden, die damit ganz, ganz oft verbunden sind", warnt Heike Böhmer.
Klare Vorschriften, nachlässige Umsetzung
Dabei gibt es klare Vorschriften, die helfen sollen, solche Unfälle zu vermeiden. Vor Erdarbeiten müssen Pläne über die Lage der Leitungen bei den Netzbetreibern angefordert werden. Bei den Baggerarbeiten selbst muss in der Nähe von Leitungen immer wieder mit der Schaufel per Hand nach Leitungen gesucht werden und das, bevor die große Baggerschaufel zum Einsatz kommt.
Trotzdem halten sich immer wieder Baufirmen nicht daran. Gründe sind oftmals hoher Zeit- und Arbeitsdruck. Und manchmal ist es schlicht Bequemlichkeit der Bauarbeiter. "Es wird wenig überlegt, es wird einfach drauf los gearbeitet, das habe ich gestern so gemacht, da ist auch nichts passiert, also geht es weiter", beschreibt Hinrich Witte von der IG Bauen-Agrar-Umwelt.
Nur wenn die Schutzvorschriften für Baustellen eingehalten werden, lassen sich viele Unglücke verhindern.