Prokon setzt Anleger unter Druck
Es klang vielversprechend: Investieren in erneuerbare Energien, in Windenergie, Biodiesel und Biomasse. Und das alles mit einer Rendite von mindestens sechs Prozent jährlich. Die "Guten" unterstützen und damit Geld verdienen - damit überzeugte die Prokon Unternehmensgruppe aus Itzehoe zehntausende Anleger. Diese kauften in den vergangenen Jahren sogenannte "Genussrechte" insgesamt für rund 1,4 Mrd. Euro.
Warnung per Post
Doch seit dem Wochenende müssen sie um ihr Geld fürchten, ist ihre Anlage in großer Gefahr. Die Warnung kam von Firmengründer Carsten Rodbertus persönlich - per Post: "Sollte es uns gemeinsam mit Ihnen, unseren Anlegern, nicht gelingen, die Liquiditätslage sehr schnell wieder zu stabilisieren, werden wir voraussichtlich Ende Januar gesetzlich gezwungen sein, eine Planinsolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einzuleiten", heißt es darin. Für die Anleger könnte das einen Totalverlust bedeuten. Die Anleger sind vor die Wahl gestellt: Lass Dein Geld im Unternehmen oder mache Dich mitschuldig an der Insolvenz!
"Bodenlose Frechheit"
"Ich empfinde das als eine Drohung und eine bodenlose Frechheit", schimpft Michael Dreeberg aus Ostfriesland, einer von rund 75.000 Anlegern. Insgesamt 9.000 Euro hat er in Prokon investiert, hatte seine Anlage zum Jahreswechsel gekündigt. Doch bis heute gab es keine Auszahlung.
Verbraucherschützer warnten schon länger vor einem finanziellen Engagement bei dem schleswig-holsteinischen Unternehmen. Sie vermuten eine Art Schneeballsystem hinter dem politisch korrekten Image der Firma. Statt aus dem Gewinn würde die versprochene Rendite vom Geld der stets neu zu werbenden Anleger bezahlt werden. "Sie waren darauf angewiesen, immer wieder frisches Geld hereinzuholen. Und wenn das frische Geld nicht mehr kommt, dann bricht das System zusammen", erklärt Gabriele Schmitz von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Insolvenz mit Ansage?
Um neue Anleger und damit um frisches Geld, wirbt Prokon sehr offensiv. Bis heute prangen in Hamburger U-Bahnen hunderte Werbeaufkleber mit dem Atomzeichen, das zu einem Windrad wird. Auf Verkaufsveranstaltungen wurde die Anlage euphorisch angepriesen: "Der Wind weht immer", so versuchte die Prokon-Spitze die potentiellen Anhänger zu überzeugen. Doch seit einigen Tagen gibt sich das Unternehmen eher zugeknöpft: Interviews werden abgelehnt, auch schriftliche Fragen nicht beantwortet. Doch Fragen haben inzwischen nicht mehr nur Journalisten, auchStaatsanwälte interessieren sich seit Wochenbeginn für die Geschäfte mit dem Wind.