Pickleball - Potenzial zum Trendsport in Schleswig-Holstein?
Einfach zu erlernen und ein Sport für Jung und Alt - seit vier Monaten wird in Kummerfeld Pickleball angeboten. Der Sportverein hofft, durch das neue Familiensportangebot Mitglieder gewinnen zu können.
Wenn Axel Stinksi von seinem neuen Sport erzählt, merkt man: er brennt dafür. "Einfach genial!", sagt er, während in der Halle des Kummerfelder SV (Kreis Pinneberg) die gelben Bälle um ihn herumspringen. Ein bisschen sieht es aus wie Tennis, wären die Bälle nicht aus perforiertem Plastik. Auch von Tischtennis hat der Sport etwas. Die Schläger sind aber etwa doppelt so groß. Und sogar Badminton könnte man auf den ersten Blick vermuten. Dafür hängt das Netz, über das die Bälle geschlagen werden, jedoch zu niedrig über dem Boden. Gespielt wird hier Pickleball.
Vor knapp vier Monaten hat Axel Stinski die neue Sportart nach Kummerfeld geholt. Vorher hat er lange Jahre Tennis gespielt. Aus gesundheitlichen Gründen ist das für den 66-Jährigen nicht mehr möglich. Im Internet ist er dann auf Pickleball gestoßen und dachte sofort: "Das kann ich!".
Mix aus Tennis, Tischtennis und Badminton
Beim Pickleball wird ein leichter Plastikball über ein Netz hin und her geschlagen - im Einzel oder im Doppel. Gespielt wird auf einem Badminton-Feld. Die wichtigsten Regeln: Ein Pickleball-Match geht bis zu elf Punkten. Der Aufschlag erfolgt, im Gegensatz zum Tennis, von unten und ist somit laut Stinski wesentlich leichter als beim Tennis. Nach dem Rückspiel muss der Ball noch einmal den Boden berühren. Dann ist auch Volley erlaubt - das Annehmen des Balls aus der Luft.
Spiel für Jung und Alt
Ein großer Vorteil beim Pickleball liegt laut Stinski darin, dass selbst Anfänger keine Trainerstunden brauchen. Eine kurze Einführung von 15 Minuten reiche aus. Gerade jüngere Spieler hätten schnell Erfolgserlebnisse. "Die Koordination Auge, Hand, Bewegung ist viel einfacher als beim Tennis", so Stiknski. Und dass das Feld nur ein Drittel so groß ist, komme älteren Spieler zugute. "Wenn ich strategisch spiele, muss ich gar nicht so viel laufen." Der Sport sei somit schonender für Gelenke und Sehnen.
In Kummerfeld stehen Spieler im Alter von 14 bis 76 Jahren auf dem Platz. Sie schätzen vor allem das Miteinander. "Meine Mutter hat uns eingeladen, dass wir mitkommen und das mit ihr ausprobieren", erzählt der 20-jährige Joel Lange. Jetzt spielt er regelmäßig mit oder gegen seine Eltern und Geschwister. Spielerin Andrea Kurschus stand jahrelang beim Handball im Tor. Obwohl sie jetzt gesundheitlich nicht mehr so fit ist, freut sie sich, dass sie beim Pickleball mithalten kann. "Ich kann mich hier wirklich auspowern", verrät sie.
Verein hofft auf weiteren Zuspruch
Angefangen hat Axel Stinski im Oktober letzten Jahres mit vier Spielern. Mittlerweile sind es rund 18. Dass die neue Sportart so gut ankommt, freut auch den Vereinsvorsitzenden Wolfgang Ständer. Denn in der Tennissparte habe es in den letzten Jahren einen sehr starken Rückgang gegeben. Auch durch Corona seien rund 200 der vorher mal 1.000 Vereinsmitglieder weggefallen. Durch Pickleball erhofft er sich nun auch neue Mitglieder. In Schleswig-Holstein ist der Sport laut dem Deutschen Pickleball Bund bislang noch weniger verbreitet. 60 Vereine gibt es in ganz Deutschland, 40 davon in Nordrhein-Westfalen.
Potenzial zum Trendsport in Schleswig-Holstein?
Auch der Tennisverband Schleswig-Holstein hat Pickleball mittlerweile im Blick und sieht darin eine gute Ergänzung zum Tennis. Ob Pickleball allerdings wie in anderen Ländern auch hier zum Trendsport werden könne, sei schwer einzuschätzen, so Geschäftsführer Thomas Chiandone. Ein großer Vorteil sei, dass man Pickleball auf den vorhandenen Badminton-Feldern spielen könne. "Somit hat man relativ schnell viele Spielmöglichkeiten."
Spaß steht im Vordergrund
Für seine neue Mannschaft hat Axel Stinski in Kummerfeld schon jetzt große Ziele: Erstens: Medaillen bei den "German Pickleball Open". Diese finden im Herbst im nordrhein-westfälischen Gelsenkirchen statt. Zweitens: Kummerfeld zur Pickleball-Hochburg des Nordes machen. Im Vordergrund stehe dennoch der Spaß am Spiel. Ganz im Sinne des Namens, denn das englische "pickle" kann mit "saurer Gurke" übersetzt werden. Und "Sauer macht lustig!", meint der Pickleball-Spieler.