Flensburger Rüstungsbetrieb FFG schwimmt in Aufträgen

Stand: 05.06.2023 18:57 Uhr

Drei Großaufträge des Bundes für die Ukraine haben Priorität, andere Aufträge müssen warten: Der Flensburger Rüstungsbetrieb FFG könnte gut mehr als 100 zusätzliche Beschäftigte gebrauchen und setzt auf Automatisierung.

von Peer-Axel Kroeske

Mit dem Informationsbesuch von Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) ließ sich die Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG) am Montag hinter die Kulissen gucken. Zuletzt hielt sich der Betrieb mit Informationen stark zurück, da alle Aufträge in Zusammenhang mit der Ukraine als besonders sensibel gelten. Schon seit Februar ist bekannt, dass die FFG in Kooperation mit dem Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) Panzer des Typs Leopard 1 aufbereiten soll. Auch Dänemark ist daran beteiligt. Aktuell nennt die Bundesregierung die Zahl von 110 Fahrzeugen.

Flensburger Truppentransporter für die Ukraine

Während die Leopard 1 Panzer bis zu 60 Jahre alt sind und Experten eher von einer Restaurierung als von einer Instandsetzung sprechen, soll die FFG nun auch Neuware liefern: 66 gepanzerte Truppentransporter als Flensburger Eigenentwicklung. Hinzu kommen 64 gepanzerte Transporter mit Anhänger schwedischer Bauart, die in Flensburg aufbereitet werden sollen. All das kommt zum Tagesgeschäft hinzu, das auch schon vor dem Krieg in der Ukraine zugenommen hatte. Dazu gehört etwa die tägliche Instandsetzung für die Bundeswehr. Viel Arbeit verursacht derzeit ein Auftrag, mehrere Panzer des Typs Marder flott zu machen.

Mehr als 100 offene Stellen

Gleichzeitig fehlen Fachkräfte. Deshalb hat die FFG jetzt in einen großen Schweißroboter investiert. "Er ersetzt Schweißer, die wir nicht haben," sagt Vertriebsleiter Thorsten Peter. Auch Mechatroniker fehlen. Laut Peter könnte die FFG mehr als 100 Fachkräfte einstellen. Der Roboter bearbeitet gerade die fünf Zentimeter dicke Hülle eines gepanzerten Multifunktionsfahrzeugs. 50 davon sollen nach Norwegen geliefert werden. Aufträge aus dem Ausland machen etwa die Hälfte des Geschäfts aus.

Ein großer Roboter schweißt an einer dicken Aluminiumhülle. © NDR Foto: Peer-Axel Kroeske
Weil Schweißer fehlen, hat die FFG in diesen Schweißroboter investiert. Er bearbeitet die gepanzerte Aluminiumhülle eines neuen Transporters für das norwegische Militär.

Generell wächst die FFG: Im Flensburger Kernbetrieb sind bereits rund 800 Mitarbeitende tätig. Hinzu kommen zwei Tochterunternehmen mit jeweils 50 Beschäftigten, die Fahrzeuge für die Kanalreinigung sowie Klimageräte und andere für Panzer fertigen. Außerdem betreibt die FFG zwei kleinere Standorte bei Siegen in Nordrhein-Westfalen sowie in Kanada.

Sind Rüstungsunternehmen nachhaltig?

Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen sicherte zu, der FFG und anderen Rüstungsunternehmen langfristig zur Seite zu stehen und Initiativen für die Ausbildung neuer Fachkräfte zu unterstützen. Finanzielle Hilfe vom Land ist derzeit nicht nötig. Allerdings müsse über Taxonomie gesprochen werden, meinte Madsen. Dabei geht es um die Frage, ob zum Beispiel Kredite an die Rüstungsindustrie als nachhaltig gelten. Investmentfonds schließen zum Teil aus, das Geld der Anleger in der Rüstungsbranche anzulegen. Das erschwert Investitionen für die Unternehmen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 05.06.2023 | 19:00 Uhr

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