Feuer gelegt, Schulküche zerstört: Vandalismus an Schulen in SH nimmt zu
An Schleswig-Holsteins Schulen gibt es ein zunehmendes Problem mit Vandalismus. Nach den aktuellsten Zahlen des Landeskriminalamtes gab es im Jahr 2022 1.409 Sachbeschädigungen an Schulen. Das sind 30 Prozent mehr als im Vorjahr.
Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres: An der Wilhelm-Wisser-Gemeinschaftsschule in Eutin (Kreis Ostholstein) legen Jugendliche in mehreren Klassenzimmern Feuer. "Es klingelte nachts um 1 Uhr das Telefon und mir wurde mitgeteilt, dass bei uns ein Brand ist und dann bin ich schnell mit dem Auto hierhergefahren", erinnert sich Schulleiter Sven Ulmer. Die Löscharbeiten dauern bis viertel vor sechs in der Früh. "Dann konnten wir ins Gebäude reingehen und uns das ganze angucken." Die Täter legen nicht nur Feuer, sie beschmieren auch die Toiletten mit Kot und Urin. "Die sind im unteren Bereich eingebrochen und haben auf dem Weg nach oben in die Klassenzimmer, ich denke mal auf 200 Metern durch das Gebäude zig Sachen zerstört, Blumenkübel umgeworfen, den WC Bereich verunreinigt, damit aber auch DNA-Spuren hinterlassen." Der Sachschaden liegt bei mindestens 150.000 Euro. Die Polizei fasst nach der Tat zwei Verdächtige. Sie sind 18 und 21 Jahre alt und kommen aus Ostholstein.
Zahlen stiegen schon vor den aktuellen Fällen an
Die Tat kostet nicht nur viel Geld, sie bringt für die Schule auch weitere Probleme mit sich: Knapp 600 Kinder und Jugendliche werden an der Wilhelm-Wisser-Gemeinschaftsschule unterrichtet. "Uns fehlten zwei Klassenzimmer und ein Textilraum. Das Löschwasser zerstörte das Lehrerzimmer - und das zur Unzeit kurz vor Weihnachten", berichtet Ulmer. Der Fall in Eutin ist nur ein extremes Beispiel für den zunehmenden Vandalismus in Schleswig-Holstein. An der Klaus-Groth-Schule in Heide (Kreis Dithmarschen) wurde eine ganze Schulküche zerstört. Die beiden Fälle aus Eutin und Heide ereigneten sich 2023, die Vandalimuszahlen waren allerdings bereits im Vorjahr ansteigend. Landesweit gab es 2022 1.409 Sachbeschädigungen an Schulen. Eine Zunahme von mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahlen für 2023 werden in den kommenden Wochen erwartet.
Soziologe sieht Krisen als Ursache
Jörg Bülow, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetags, weist darauf hin, dass Vandalismus die Schulträger nicht nur viel Geld koste, sondern sich auch negativ auf das Ansehen der Schule auswirke. Der Kieler Soziologe Robert Seyfert nennt als mögliche Ursache die vielen Krisen in der Welt: Es gebe einen empirischen Zusammenhang, dass Krisen zu mehr Kriminalität führten. Von Corona seien gerade Jugendliche betroffen gewesen, die bei Abstandsregeln und Isolation kaum Möglichkeiten gehabt hätten, ihren Frust abzubauen. Auch gebe es heute zu wenig öffentlichen Raum für Jugendliche, meint der Soziologe. Zu viele Freizeit-Angebote kosten Geld.
"Eine Lösung des Problems könnte sein, dass man mehr Räume schafft, die eben auch niedrige Zugangsschranken haben, wo es nicht wie im Kino oder im Restaurant oder in der Kneipe wieder jedes Mal Geld kostet." Robert Seyfert, Soziologe
Sanierung steht vor dem Abschluss
Seit der Tat an der Wilhelm-Wisser-Gemeinschaftsschule in Eutin sind drei Monate vergangen. Die Klassenzimmer mussten aufwendig saniert werden: Neue Fußböden und Decken, sogar eine komplett neue Seitenwand musste in einem der Klassenräume eingezogen werden. In den Räumen ist immer noch ein Brandgeruch wahrnehmbar. In einigen Wochen soll die Sanierung aber abgeschlossen sein. Nach Ostern können die Schüler wieder in den Unterricht. Den Tätern soll der Prozess gemacht werden.