Aktion für mehr Nachwuchs: Feuerwehr auf Sylt rät zum Selberlöschen
Mit Plakaten will die Feuerwehr in Hörnum darauf aufmerksam machen, dass in den kommenden Jahren Einsatzkräfte fehlen. Das sorgt plötzlich für großes Medieninteresse.
Direkt vor der Feuerwehrwache in Hörnum auf Sylt steht seit Freitag ein Plakat. "Wir haben kein Personal", ist darauf zu lesen. Dann kommen einige Tipps, was bei einem Feuer zu tun ist: 1. Schlüssel im Gemeindebüro holen. 2. Umsichtig zur Einsatzstelle fahren. 3. Selbständig mit Löscharbeiten beginnen.
Wehrführer: "Wenn die 112 gewählt wird, kommen wir auf jeden Fall"
Was alarmierend klingt, ist zum Glück noch nicht Realität, sondern eine Kampagne der Feuerwehr. "Wir wollen die Einwohner, beziehungsweise die jungen Leute wachrütteln, dass wir in den nächsten Jahren nicht mehr genug Feuerwehrleute vor Ort haben, um den Brandschutz zu gewährleisten", erklärt Wehrführer Dieter Mordhorst. Denn noch gebe es zwar genügend Feuerwehrleute in der Insel-Gemeinde. "Wenn die 112 gewählt wird, kommen wir auf jeden Fall", versichert Mordhorst. In den kommenden Jahren gehen allerdings viele Kameraden in Rente. "Da wird es dann langsam knapp", sagt der Wehrführer.
Viele Einsatzkräfte gehen in Rente - junge Leute verlassen Sylt
Auch Hörnums Bürgermeister Udo Hanrieder (AWGH Allgemeine Wählergemeinschaft Hörnum) betont, noch sei die Feuerwehr einsatzfähig. Allerdings würden immer mehr junge Leute die Insel verlassen, deshalb würde es an Nachwuchs fehlen. Aktuell sind 28 Feuerwehrmänner und -frauen in der Gemeinde aktiv, idealerweise sollten es 37 sein.
Plakat geht viral - und zeigt Wirkung
Dass ihr nicht ganz ernst gemeintes Plakat auch über die Gemeinde und die Insel Sylt für so viel Aufmerksamkeit sorgen würde, damit hat die Feuerwehr laut Wehrführer Mordhorst nicht gerechnet. "Wir haben gedacht, die Leute hier lesen das und wir schauen mal, was passiert. Dass das in ganz Deutschland durchs Internet läuft und sämtliche Fernsehsender jetzt versuchen, hier anzurufen, damit haben wir nicht gerechnet."
Doch auch vor Ort hat die Aktion bereits Wirkung gezeigt: Laut Wehrführer Mordhorst haben sich schon sechs Menschen gemeldet, die in die Feuerwehr eintreten wollen. Auf lange Sicht brauche es nach Meinung von Bürgermeister Hanrieder aber zum Beispiel bezahlbaren Wohnraum, damit die Jugend einen Anreiz habe, auf der Insel zu bleiben - oder dorthin zu ziehen.
Feuerwehrkräfte-Mangel auf den Inseln
Besonders die Inseln haben vermehrt mit Nachwuchsproblemen bei der Feuerwehr zu kämpfen. Landesweit sehen die Zahlen bei den Freiwilligen Feuerwehren besser aus: Mehr als 50.000 Helferinnen und Helfer gibt es. Das sind 500 mehr als im Vorjahr und rund 3.000 mehr als noch vor zehn Jahren.