Vermisste Weltkriegsflugzeuge: 500 Fälle im Emsland aufgeklärt
Das Emsland war im Zweiten Weltkrieg ein Haupteinfluggebiet für amerikanische und britische Bomber. Deshalb gibt es dort viele Fundstellen für abgeschossene Militär-Flugzeuge.
Vor genau 80 Jahren wurden im Emsland vier Kriegsflugzeuge abgeschossen. Eins davon konnte in Wieste (Landkreis Emsland) notlanden. Die Crew überlebte. "Das Flugzeug lag auf dem Bauch, die Räder fehlten, aber sonst war die Maschine unbeschädigt. Das war super gemacht", erinnert sich Zeitzeuge Hermann Thomes. Er war als Neunjähriger zur Absturzstelle gelaufen. Heute erinnert eine Schrift- und Fototafel an die Notlandung. Nancy Reynolds ist die Tochter des Piloten: Die 73-Jährige ist aus Amerika angereist, um die Absturzstelle zu besuchen. "Der 8. März war ein wichtiger Tag für meinen Vater. Er wurde abgeschossen, aber er hat das Flugzeug gelandet und alle haben überlebt", sagt Reynolds gerührt vor der Gedenktafel.
Suchgruppe Ikarus: "Wir haben die Menschen im Blick"
Für Reynolds ist Wieste ein Ort der Freude. Andere Angehörige finden in dem kleinen Dorf einen Ort der Trauer. Allein in Wieste hat die Vermisstensuchgruppe Ikarus drei weitere Stellen gefunden, an denen Weltkriegs-Bomber abgeschossen worden sind und viele der Insassen gestorben sind. "Man meint, nach 80 Jahren würde sich da nichts mehr tun. Aber es gibt immer noch Angehörige, die gern wissen wollen, wo ihr Großonkel und so weiter geblieben sind. Und das ist das Ziel von Ikarus: diesen Menschen einen Ort der Trauer zu geben", sagt Harald Reduch. Der Lingener engagiert sich seit 25 Jahren bei der Suchgruppe Ikarus.
"Das Emsland war ein Haupteinfluggebiet für Bomber"
In der Grafschaft Bentheim sind bislang 140 Orte gefunden worden, wo Bomber abgestürzt sind, im Emsland sind es 350 Stellen. "Das Emsland war ein Haupteinfluggebiet für amerikanische und britische Bomber," sagt Reduch. "Von hier aus wurden Ziele wie Braunschweig, Hannover oder Berlin angeflogen." In der Region gab es damals laut Reduch viele Militärflughäfen, zum Beispiel in Rheine, Nordhorn, Achmer und Bawinkel. Von dort sind Flieger gestartet, um die Bomber abzuschießen. Deshalb gebe es in der Region so viele Absturzstellen, so Reduch. Die Suche danach könne noch ewig andauern.