16-Jährigen in Bramsche erschossen: 82-Jähriger muss in Psychiatrie

Stand: 11.12.2023 16:21 Uhr

Im Prozess um tödliche Schüsse auf einen 16 Jahre alten Jugendlichen in Bramsche hat das Landgericht Osnabrück einen 82-Jährigen verurteilt. Er muss wegen Mordes für 13 Jahre in Haft.

Wegen einer psychischen Erkrankung soll der Mann in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden, urteilte das Landgericht am Montag. Als Begründung für das Urteil nannte der Vorsitzende Richter, dass der 82-Jährige die Verantwortung für die Tat trägt. Er wartete demnach am Morgen der Tat bereits mit geladener Waffe vor dem Haus auf den Jugendlichen. Als der 16-Jährige herauskam, habe der Mann direkt auf ihn geschossen, erst ins Bein, dann zweimal in den Kopf. Dieses gezielte Handeln sprach für den Richter dafür, dass es sich um Mord und nicht etwa um Totschlag handelt. Dem Angeklagten sei bewusst gewesen, dass sein Opfer nicht mit dem Angriff rechnete und sich nicht verteidigen konnte, so der Richter.

Eingebildeter Lärm war Motiv für Tat

Der verurteilte Mann leidet, so sagte es der Richter, an einer wahnhaften Störung, die sich zu einer paranoiden Schizophrenie entwickelt hat. Er habe sich seit einigen Jahren immer wieder über Lärm in der Nachbarschaft beschwert, vor allem durch den 16-Jährigen und dessen Mutter. Die Geräusche, die er gehört habe, seien unerträglich gewesen, so der Mann. Der Richter erklärte, der Angeklagte sei davon überzeugt gewesen, dass die Nachbarn mit Absicht Lärm machten, um ihn zu stören. Der Richter erklärte, dass der Verurteilte aber auch Geräusche gehört habe, die gar nicht da gewesen seien. Beispielsweise meinte er, in der Wohnung des Opfers laufe eine Maschine, die sich wie eine Lokomotive anhöre. Der Angeklagte habe sogar auf eine Begehung mit dem Vermieter bestanden, damit der auch mal den Lärm hört. Er konnte aber nichts außer alltägliche Geräusche wahrnehmen. Der 82-Jährige sagte vor Gericht, er habe "den Lärm" nicht mehr ertragen können.

Schüler stirbt an Schussverletzungen

Der Mann schoss dann am 28. Februar mehrmals auf den 16-Jährigen. Der Schüler, der mit seiner Mutter im gleichen Mehrparteienhaus wie der Angeklagte gewohnt hatte, starb an den Folgen seiner Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer eine Freiheitsstrafe von 14 Jahren und die Unterbringung des Angeklagten in einem psychiatrischen Krankenhaus gefordert. Der Grund: Infolge seines Zustandes seien weitere erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten. Der Verteidiger hingegen hatte auf Totschlag statt Mord plädiert und sich daher für eine Haftstrafe von neuneinhalb Jahren und die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik ausgesprochen.

VIDEO: Bramsche: 16-Jähriger erliegt schweren Schussverletzungen (02.03.2023) (1 Min)

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 11.12.2023 | 19:30 Uhr

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