Führungsstreit im Zoo Osnabrück: Geschäftsführer muss gehen
Der Zoo Osnabrück zählt zu den größten und beliebtesten in Deutschland. Statt der Tiere machen aber aktuell mehr die Führungskräfte von sich reden. Der Geschäftsführer soll seinen Posten räumen.
Das Vertrauen zwischen dem Aufsichtsrat des Osnabrücker Zoos und dem langjährigen Geschäftsführer Andreas Busemann ist ziemlich kaputt - das machen viele Gespräche deutlich. Am schwersten wiegt wohl der Vorwurf der Vetternwirtschaft: Als ein Vier-Augen-Prinzip in der Chefetage des Zoos eingeführt werden sollte, vergab Busemann die Stelle des kaufmännischen Leiters ohne Probezeit an den Bruder seiner Ex-Frau. Und Busemanns Frau sollte über das Rentenalter hinaus im Marketing beschäftigt bleiben - das aber sah der Aufsichtsrat anders, so der Vorsitzende Fritz Brickwedde.
Besucherrekorde und problematische Investitionen
Dass Andreas Busemann den Zoo erfolgreich gemacht hat, ist unbestritten. 1996 lagen die Besuchszahlen noch bei rund 400.000. Im vergangenen Jahr wurde der Zoo nach eigenen Angaben insgesamt 1,2 Millionen Mal besucht. Auch viele neue Anlagen wie das Löwengehege und die Wasserwelten locken die Besucher. Aufsichtsratsmitglied Michael Wendt sieht in den Investitionen aber auch ein Problem. Er spricht von einer "Investitionsspirale". Das Geld aus immer größeren Projekten sei genutzt worden, um Löcher aus früheren Projekten zu stopfen. Außerdem arbeite der Zoo mit einem völlig veralteten EDV-System und einer Excel-Tabelle, die nur der Geschäftsführer verstehe.
Fehler auch beim Aufsichtsrat?
Wegen all der Probleme haben Aufsichtsrat und Geschäftsführer Busemann einvernehmlich beschlossen, dass dieser zum Jahresende - und damit ein Jahr früher als eigentlich geplant - sein Amt abgibt, so heißt es von Mitgliedern des Aufsichtsrats. Inzwischen ist das Einvernehmen aber offenbar dahin. Auch die Kommunikation rund um die Personalie Busemann steht in der Kritik. Beide Seiten hatten Stillschweigen darüber vereinbart, ein Nachfolger sollte in Ruhe gesucht werden. Aber dann machte ein Zeitungsartikel öffentlich, dass der Geschäftsführer gehen muss. "Ab dann hätte der Aufsichtsrat vollumfänglich informieren müssen, um Spekulationen zu vermeiden", sagt der Osnabrücker SPD-Vorsitzende Manuel Gava. Und seine Vorstandskollegin Melora Felsch ergänzt: "Ich frage mich, ob der Aufsichtsrat schnell genug gehandelt hat."
Neuer Ausschuss nimmt Finanzen unter die Lupe
Der Aufsichtsrat hat nun einen neuen Finanzausschuss ins Leben gerufen. Dieser analysiert die Wirtschaftsdaten des Zoos. Mitglieder sind unter anderem der Finanzvorstand der Stadt Osnabrück, der Vorstand der Sparkasse Osnabrück sowie Wirtschaftsprüfer. Den Vorsitz hat Unternehmer und Aufsichtsratsmitglied Michael Wendt. Unter seiner Führung ermittelt der Finanzausschuss gerade, welche Zuschüsse die Stadt Osnabrück künftig an den Zoo Osnabrück zahlen sollte. "Wir haben das Ziel, das der Zoo aus eigener Kraft neutrale Ergebnisse erzielt", sagt Wendt. Das umzusetzen, wird dann auch die Aufgabe des neuen Geschäftsführers sein. Für den Posten hat er bereits rund 20 Bewerbungen bekommen, so der Aufsichtsratsvorsitzende Fritz Brickwedde. Bewerbungsschluss ist der 1. Juni.
Busemann äußert sich nicht
Wie Geschäftsführer Andreas Busemann selbst über die Angelegenheit denkt, bleibt unklar. Dem NDR hatte er zunächst über die Pressesprecherin des Zoos eine Stellungnahme in Aussicht gestellt. Dann hieß es, dass er doch keinen Kommentar abgibt. Aktuell ist Andreas Busemann krankgeschrieben. Auch die Betriebsratsvorsitzende möchte kein Interview geben. Heike Busemann, die Frau des ehemaligen Geschäftsführers, hat sich gegenüber dem NDR in Niedersachsen geäußert. Sie widerspricht der Darstellung, ihr Mann müsse seinen Posten räumen, weil er Fehler gemacht hat: "Der Aufhebungsvertrag kam auf seinen Wunsch hin zu Stande, weil er aufgrund verschiedener Auffassungen einfach so gar nicht mehr arbeiten konnte. Dann hat er angeboten zurückzutreten. Dieser Aufhebungsvertrag wurde dann einstimmig beschlossen." Klar ist zudem, dass die Diskussionen auch die rund 180 Mitarbeitenden im Zoo nicht kalt lassen. Der frühere Revierleiter im Zoo, Wolfgang Festl, verfolgt die Diskussion aus dem Ruhestand - und zwar mit Schrecken: "Ich kann nicht verstehen, wie ein Zoo, der sehr von Öffentlichkeit lebt, das Ganze so diskutiert."
In einer früheren Version hieß es, dass Andreas Busemann die Stelle des kaufmännischen Leiters an einen Verwandten vergeben hatte. Das ist nicht korrekt. Es handelte sich um den Bruder von Busemanns Ex-Frau. Wir haben das korrigiert und bitten, den Fehler zu entschuldigen.