Falsche Ärztin dank Hinweis aus privatem Umfeld aufgeflogen
Eine 21-Jährige hatte sich in Meppen und Geestland als Ärztin ausgegeben, obwohl sie keine abgeschlossene Ausbildung hatte. Jetzt wollen die Ermittelnden potenziell betroffene Patienten befragen.
Staatsanwaltschaft und Polizei wollen mehr als 1.000 Patientinnen und Patienten des Ludmillenstifts in Meppen (Landkreis Emsland) und des Ameos Klinikums in Geestland (Landkreis Cuxhaven) anrufen. Nach Informationen des NDR Niedersachsen wollen sie herausfinden, ob die 21-Jährige etwa eine Spritze gesetzt, eine Infusion angelegt oder falsche Medikamente gegeben hat. Das könnte dann im Verfahren als Körperverletzung gewertet werden. Aufgeflogen war der Fall erst durch einen Hinweis aus dem privaten Umfeld der Frau und durch die Behörde in Hamburg, die angeblich die Approbationsurkunde ausgestellt hatte.
Zwei Kliniken bemerken den Schwindel zunächst nicht
Es handele sich um eine unglaublich aufwendige Ermittlungsarbeit, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück. Daher sei unklar, wie lange sich der Fall noch hinziehen werde. Zwischen Mitte September und Ende Oktober war die falsche Ärztin in der Notaufnahme des Meppener Ludmillenstifts tätig. Davor war sie von Mai bis September in Debstedt im Ameos Klinikum Geestland. Dass die junge Frau eigentlich noch gar nicht Ärztin hätte sein können, war in den beiden Kliniken offenbar zunächst nicht aufgefallen. Die angebliche Ärztin hatte nach früheren Angaben des Krankenhauses in Meppen bei ihrer Bewerbung behauptet, sie sei in den USA zur Schule gegangen, habe dort Klassen übersprungen und dort auch Medizin studiert. In Deutschland dauert ein Medizinstudium mindestens sechs Jahre.
Hinweis lässt falsche Ärztin auffliegen
Beide Kliniken hatten angegeben, dass die junge Frau nicht eigenständig Patienten betreut beziehungsweise zu keiner Zeit selbstständige ärztliche Entscheidungen getroffen habe. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück, Alexander Retemeyer, geht jedoch ziemlich fest davon aus, dass die Frau Patienten behandelt hat. "Sie hat Patienten aufgenommen, die dort in die Notaufnahme gekommen sind. Es ist offenkundig auch zu ärztlichen Heileingriffen, also Setzen einer Naht oder einer Spritze gekommen", sagt er. Wahrscheinlich habe sie auch "an der Anästhesie teilgenommen, möglicherweise unter Aufsicht, vielleicht aber auch ohne Aufsicht."