Landkreis Wesermarsch will lärmende Saatkrähen abschießen
Lärm, Dreck und Nestplünderungen? Der Landkreis Wesermarsch will die Zahl der Saatkrähen dezimieren und greift mit der Abschuss-Ausnahmegenehmigung zum letzten Mittel. Ein Tabubruch, sagt ein Naturschützer.
Gutachter hatten im Landkreis Wesermarsch knapp 7.000 Nester gezählt. Eine Schallmessung hat laut Landkreis ergeben: Die Lautstärke des Gekrächze ist gesundheitsschädlich. Jäger klagten über Nestplünderungen. Ein sukzessiver Rückgang bei den Bodenbrütern sei die Folge - etwa beim Kiebitz. Mit der durch den Landkreis erteilten Ausnahmegenehmigung dürfen nun insgesamt 900 Saatkrähen geschossen werden. Jörg Kuck von der Kreisjägerschaft Wesermarsch verteidigt das Vorgehen: "Wir wollen ja nicht den Vogel ausrotten, wir wollen ihn bejagen und in seiner Zahl, die jetzt vorhanden ist, behalten, aber ihn nicht noch mehr werden lassen."
Saatkrähen durch Schutzstatus zum Problem geworden?
Nachdem die Saatkrähe Anfang der 1970er-Jahre in Deutschland fast ausgerottet war, wurde sie streng geschützt. Durch das Schutzprogramm konnte die Art sich in den vergangenen 50 Jahren wieder erholen. Inzwischen ist der Bestand so weit gewachsen, dass dieser schwarze Vogel in Regionen wie im Landkreis Wesermarsch zum Problem geworden ist, sagen Befürworter der Abschüsse.
Schonzeit wegen Aufzucht der Jungvögel
Für den NABU wird mit der Abschussgenehmigung dennoch sehr deutlich eine Grenze überschritten. Man fürchte einen Tabubruch, sagte Hartmut Drebing vom NABU Wesermarsch. Dass Saatkrähen getötet werden dürften, sei "tatsächlich ein Novum". Zurzeit sind die Saatkrähen noch mit dem Nestbau beschäftigt. Für die Aufzucht der Jungvögel haben sie noch eine Schonzeit bis zum 1. September. Danach dürfen sie im Landkreis Wesermarsch erstmalig sechs Wochen lang bejagt werden.
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