Volksfest mit hohem Besuch: Olaf Scholz auf dem Stoppelmarkt
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war am Montag zu Gast auf dem Stoppelmarkt in Vechta. Beim traditionellen Montagsempfang hielt er am Vormittag die Festrede - als erster Kanzler, wie die Stadt mitteilte.
Bei den meisten Menschen im Festzelt kam die Rede offenbar gut an, berichtet eine NDR Reporterin. Er sei nicht als Frohnatur bekannt, sondern eher von der stilleren Sorte, sagte der Kanzler ironisch und entzückte die Zuhörenden mit einem ungewöhnlichen Vergleich: "Ich gestehe, so herzlich wie Kamala Harris kann ich nicht lachen. Aber ein Landesfürst aus dem tiefen Süden hat mir immerhin mal schlumpfiges Grinsen bescheinigt, sozusagen die norddeutsche Variante. Damit kann ich gut leben." Seinen Ruf habe er sich jahrelang erarbeitet, betonte Scholz. Parteikollegen wie Boris Pistorius und Lars Klingbeil seien deshalb auch überrascht von seiner Zusage als Festredner gewesen. Scholz gab sich nach seinem Auftritt nahbar, hatte Zeit für Selfies und schüttelte auch Hände - soweit es die Sicherheitsheitsvorkehrungen zuließen.
Hohe Sicherheitsstufe für Besuch
Für den Besuch galt eine hohe Sicherheitsstufe. Die Stadt hatte sich nach eigenen Angaben seit Monaten auf den Besuch des Regierungschefs vorbereitet. Neben der Polizei waren Kräfte des Bundeskriminalamts (BKA) im Einsatz. Eine Hundestaffel sollte ausschließen, dass irgendwo Sprengstoff versteckt ist. Die rund 800 geladenen Gäste durften die Niedersachsenhalle, in der der Bundeskanzler seine Rede hielt, erst nach einer Sicherheitskontrolle betreten. Sein Auftritt in der Halle wurde live vor das Zelt übertragen. Zuvor hatte Scholz, begleitet von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), einen kurzen Rundgang über das Gelände gemacht.
Bürgermeister: Kanzler-Besuch die größte Wertschätzung
Scholz ist nach Angaben der Stadt Vechta der erste amtierende Bundeskanzler, der auf dem Volksfest die Festrede gehalten hat. "Eine sehr schöne Aufgabe, auf die ich mich riesig freue", hatte Scholz vorab gesagt. Vechtas Bürgermeister Kristian Kater (SPD) hatte seinen Parteikollegen im Frühjahr in die Stadt eingeladen. Die Zusage des Kanzlers sei die größte Wertschätzung für die Schausteller, die Menschen in der Region und für den Markt, so Kater.
Özdemir: Volksfeste wichtig für den Zusammenhalt
Der Bundeskanzler ist nicht der einzige hochrangige Politiker auf dem Stoppelmarkt: Am Festumzug vor der Eröffnung am Donnerstag hatte unter anderem Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) teilgenommen. "Volksfeste wie der Stoppelmarkt schaffen ein Miteinander und sind wichtig für den Zusammenhalt in der Gesellschaft", sagte Özdemir. Es gebe nur wenige Orte, an denen so viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen und mit verschiedenen Meinungen zusammenkämen. "Wir brauchen solche Orte, sonst kann eine Gesellschaft nicht funktionieren", so der Grünen-Politiker.
Stoppelmarkt endet mit Feuerwerk am Dienstag
Bis zum 20. August können Gäste des Stoppelmarktes auf dem traditionellen Volksfest feiern. Zur mittlerweile 726. Ausgabe haben mehr als 500 Schaustellerinnen und Schausteller ihre Buden und Stände auf dem 160.000 Quadratmeter großen Marktgelände aufgestellt. Rund 20 große Festzelte und 20 Großfahrgeschäfte wurden aufgebaut. Die Veranstaltenden rechnen mit insgesamt mehr als 800.000 Besuchenden. Der Stoppelmarkt endet am Dienstag um 22 Uhr mit einem Feuerwerk.
Neues Awareness-Konzept beim Stoppelmarkt 2024
In diesem Jahr gibt es auf dem Stoppelmarkt zum ersten Mal ein Awareness-Konzept. Wenn sich Gäste unsicher fühlen, können sie mit der Frage "Wo geht's nach Panama?" um Hilfe bitten. Ansprechpersonen sind Polizei, Feuerwehr, Sanitäter und Mitarbeitende von Security, Ordnungsamt und Gastronomie. Durch die Kampagne sollen laut Vechtas Bürgermeister Kristian Kater (SPD) auch potenzielle Täter abgeschreckt werden. "Objektiv gesehen ist der Stoppelmarkt sehr sicher", sagte Kater. Im vergangenen Jahr habe es 90 polizeilich erfasste Delikte gegeben. Das sei bei den hohen Besucherzahlen im üblichen Rahmen, so der Bürgermeister. Den 725. Stoppelmarkt besuchten damals mehr als 800.000 Gäste.
In diesem Jahr keine Pferde
In diesem Jahr findet der Stoppelmarkt ohne den traditionellen Pferde- und Viehmarkt statt, wie die Stadt Vechta mitteilte. Veranstaltende und Händler hätten in den vergangenen Jahren bemerkt, dass das Interesse des Publikums nachlasse, hieß es. Daher solle für den Stoppelmarkt in Zukunft ein neues Konzept gefunden werden, so die Stadt: möglicherweise eine Ausstellung zu zeitgemäßen Themen wie beispielsweise Tierwohl und Tierschutz.
Daher kommt der Name Stoppelmarkt
Der Stoppelmarkt wird seit 726 Jahren gefeiert und zählt zu den größten Volksfesten in Norddeutschland. Die erste urkundliche Erwähnung des Marktes ist auf das Jahr 1298 datiert. Wegen einer Pestepidemie in Vechta im Jahr 1577 wurde der Markt auf ein freies Feld außerhalb der Stadt verlegt, auf dem noch die Stoppelreste der Ernte waren. Seitdem heißt der Markt Stoppelmarkt.