Special Olympics: Geschwister aus Verden holen vier Medaillen
Zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze haben Lisa-Marie und Florian Bork aus Verden bei den Special Olympics World Games in Berlin gewonnen. Entsprechend freudig wurden die Geschwister empfangen.
Die 18 Jahre alte Lisa-Marie Bork gewann Gold im 200-Meter-Sprint und Bronze in der Vier-Mal-100 Meter-Staffel. Ihr 16 Jahre alte Bruder holte Gold im Kugelstoßen und Silber im Weitsprung. Am Sonntag war die größte inklusive Sportveranstaltung der Welt zu Ende gegangen. Die Sportlerinnen und Sportler mit geistiger und mehrfacher Behinderung haben bezaubert und die Herzen der Zuschauer im Sturm erobert.
Florian: "Hab die Sonne abgeknallt"
Florian freut sich besonders über die Medaille im Kugelstoßen: "Ich fühle mich irgendwie erleichtert, weil ich ein bisschen Angst vorm Kugelstoßen gehabt habe - dass ich das nicht schaffe", sagte er dem NDR in Niedersachsen. "Aber dann habe ich mir den Mut genommen und einfach losgestoßen. Ich habe mich dann an die Worte von meinem Trainer, von dem Herrn Lindhorst gehalten, der hat gesagt, ich soll die Sonne abknallen. Also habe ich die Sonne auch abgeknallt." 4,73 Meter weit stieß er die Kugel - sein persönlicher Bestwert. Und fast einen Meter weiter als der Zweitplatzierte aus Jordanien.
Begeisterter Empfang für die beiden Athleten in Verden
Die Geschwister sind stolz auf sich, mit so vielen Medaillen haben sie nicht gerechnet, wie ihre Betreuerin und Physiotherapeutin, Beate Meineke, sagte. Es sei Lebensfreude pur gewesen - und die beiden hatten einfach sehr viel Spaß. Kein Wunder also, dass der Empfang in Verden freudig war: Mit Fähnchen und Tröten wurden die beiden Athleten am Montag in ihrer Schule bejubelt. Ihre Klassenkameraden und eine Delegation der Stadt und Lebenshilfe nahmen sie in Empfang und beglückwünschten die beiden. Kommende Woche werden Florian und Lisa-Marie noch offiziell von der Stadt Verden geehrt. Da dürfen sie sich in das Goldene Buch der Stadt eintragen.
"Es lohnt sich, mutig zu sein"
Der Leiter der Verdener Lebenshilfe, Kirk Chamberlain, sagte, die Geschwister seien ein Vorbild. Sie hätten stellvertretend für alle Kinder und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen gezeigt, dass es sich lohnt, wenn man sich was traut. "Das ist einer der wichtigsten Momente aus den Spielen, die die beiden in sich tragen und auch den anderen Mitschülern mitgeben können", sagte Chamberlain und betonte: "Wenn man sich was traut, dann kann es gelingen. Es lohnt sich, mutig zu sein und sich seine Chancen zu nehmen."
Lebenshilfe: Teilhabe soll nicht wieder in den Hintergrund rücken
Was bedeutet ihr Erfolg für die Inklusion in Niedersachsen? Die Lebenshilfe hofft, dass das Thema Teilhabe, das in den vergangenen Wochen so viel Aufmerksamkeit bekommen hat, nicht wieder in den Hintergrund rückt. Barrieren müssten weiter abgebaut werden - besonders in den Sportvereinen, wünscht sich Physiotherapeutin Beate Meineke. Denn Sport verbinde und das solle man nutzen. Ähnlich sieht das Chamberlain von der Lebenshilfe: Sein großer Wunsch sei, dass wir die Spiele im Alltag nicht vergessen, sondern die Kraft, Energie und Sichtbarkeit, die mit den Special Olympics World Games in Berlin erzeugt wurde, weiter in unser tägliches Leben tragen.