Schiedsrichter massiv angefeindet und bedroht
Bedroht und beleidigt: Am vergangenen Wochenende sind Fans und ein Spieler des SV Wilhelmshaven einen Schiedsrichter angegangen. Der 24-Jährige will bis Saisonende nicht mehr allein pfeifen.
Der Vorfall ereignete sich am Sonntagmorgen, beim Spiel des TuS Sillenstede gegen den SV Wilhelmshaven. Beide Vereine stehen zurzeit an der Spitze der 2. Kreisklasse und kämpfen um den Aufstieg. Ein hitziges Spiel. Es gab mehrere Platzverweise und in der Nachspielzeit einen Strafstoß zum 4:3 Endstand. Das passte den Gästen aus Wilhelmshaven wohl nicht. Auf Twitter erinnert sich Schiedsrichter Leon Jöstingmeier, was sie ihm nach Abpfiff entgegen brüllten: "Du Nazi, du Hurensohn, ich ficke deine Mutter. Ich werde dich umbringen, ich warte auf dich. Guck dir die kleine Schwuchtel doch mal an (...)." Doch das sei nicht alles gewesen, sagt der 24-Jährige.
Mit Glasflasche gegen Schiri ausgeholt
"Jemand ist auf mich zugekommen mit einer Glasflasche und hat Hurensohn zu mir gesagt. Danach habe ich ihm die rote Karte gezeigt wegen der Beleidigung", erinnert sich Leon Jöstingmeier am Mittwoch im Gespräch mit dem NDR in Niedersachsen. "Er ist immer näher gekommen mit der Flasche, stand vor mir, hat auch schon ausgeholt, wurde aber noch von einem Mitspieler zurückgehalten, sonst würde ich heute hier das Interview nicht führen können." Jöstingmeier hat den Vorfall in den sozialen Medien öffentlich gemacht. Dort geht er auch mit seiner Homosexualität offen um. Er fühle sich aber nicht deswegen angegriffen, sagt er.
SV Wilhelmshaven wirft Spieler raus
Der Spieler gehörte nach Angaben des SV Wilhelmshaven zur zweiten Herrenmannschaft. Die spielt in der Kreisklasse 2. Jade-Weser-Hunte. Der Verein zeigte sich tief erschüttert. "Der Verein verurteilt jegliche Form der Diskriminierung, die untragbaren Äußerungen und Geschehnisse aufs Schärfste", hieß es in einer Pressemitteilung. Das Verhalten sei mit den Werten des Vereins "in keiner Art und Weise vereinbar", sagte Florian Schmidt, Manager des SV Wilhelmshaven. "Weder der Gesamtverein noch die zweite Herrenmannschaft stehen für das Verhalten dieses Spielers." Der Spieler sei aus dem Verein geworfen worden. Zudem untersucht das Sportgericht den Fall.
Angst, aus dem Haus zu gehen
Für Leon Jöstingmeier ist die Tat noch nicht verarbeitet. Er habe Angst, aus dem Haus zu gehen, sagte er dem NDR in Niedersachsen. Bis zum Saisonende werde er kein Spiel mehr allein pfeifen - höchstens noch als Linienrichter im Einsatz sein. Da habe er immer Kollegen in der Nähe.