Projekt "Florian": Heute Geflüchtete, morgen Feuerwehrleute
In Oldenburg üben 18- bis 20-jährige Schüler einer Sprachlernklasse das Löschen von Bränden und die Versorgung von Verletzten. Nach ihrer Prüfung können sie direkt bei der Freiwilligen Feuerwehr einsteigen.
Ein bisschen zögerlich schauen sie noch, die zwölf Schülerinnen und Schüler, die in voller Feuerwehrmontur aus einer der Hallen auf dem Fliegerhorst Oldenburg marschieren. Heute ist Praxistag beim Projekt "Florian", so genannt in Anlehnung an den Schutzpatron der Feuerwehr. Zum ersten Mal sollen die jungen Männer und Frauen einen kleinen Brand löschen. Ausbilder Sven Linck von der Berufsfeuerwehr Oldenburg erklärt kurz, wie ein Feuerlöscher funktioniert, und schon müssen die 18- bis 20-Jährigen ran. "Worauf müsst ihr achten, wenn ihr einen Feuerlöscher einsetzt?", fragt Linck. "Abstand!", sagt Abdelbasset Jened, "und auf die Windrichtung".
Das Schwierigste an der Ausbildung? "Die Sprache"
Der 20-Jährige ist in Syrien geboren und wird in der Sprachlernklasse der BBS Wechloy gerade auf seinen Hauptschulabschluss vorbereitet. In seiner Schulzeit absolviert er mit jeweils vier Stunden pro Woche seine Ausbildung zum Truppmann 1 der Feuerwehr. Das Schwierigste dabei? "Die Sprache!", stöhnt sein 19-jähriger Klassenkamerad Jagar Karim aus dem Irak.
Mit der Truppmann-Ausbildung direkt zur Freiwilligen Feuerwehr
"Die Idee kam unserem Schulleiter Oliver Pundt, weil er von solch einem Projekt in einem Zeitungsartikel aus Schleswig-Holstein gelesen hatte. Eine Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Sprachlernklasse, das ist für ihn eine Herzensangelegenheit", erklärt Lehrer Tilo Lippold. Seit einem halben Jahr lernen die Schülerinnen und Schüler, viele von ihnen mit Fluchtgeschichte, in Theorie und Praxis nun neben dem normalen Unterricht alles über die Feuerwehr. Mit der Truppmann-Ausbildung in der Tasche können sie dann direkt im Anschluss bei der Freiwilligen Feuerwehr einsteigen. "Wir haben schon einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht, den fand ich richtig gut", sagt die 19-jährige Zahra Afshari aus Afghanistan. Alle zwei Wochen kommen Ausbilder der Berufsfeuerwehr dazu in die Schule – oder die Schülerinnen und Schüler besuchen die Feuerwehr für praktische Übungen.
Auch die Berufsfeuerwehr kann profitieren
"Uns war es wichtig, dass wir Menschen zusammenbringen, die sonst vielleicht nicht zusammengefunden hätten", sagt Lehrer Tilo Lippold. Und Lehrerin Laura Fastabend ergänzt: "Hier gibt es einige, die sich wirklich vorstellen können, nach der Truppmann-Ausbildung nicht nur in der Freiwilligen Feuerwehr weiterzumachen, sondern später auch einmal zur Berufsfeuerwehr zu gehen. So geht Integration!" Für die Berufsfeuerwehr erschließt sich so eine ganz andere Perspektive, um neue Leute zu bekommen. "Wir müssen und wollen neue Wege gehen und können von Menschen mit Migrationshintergrund nur profitieren", sagt Ausbilder Sven Linck.
Im Juni ist die Abschlussprüfung
Das Feuer auf dem Fliegerhorst ist schnell gelöscht, die Freude groß. Als nächstes werden Schläuche ausgerollt und angeschlossen. Bis die Schülerinnen und Schüler im Juni ihre Prüfung zum Truppmann machen, werden sie noch einige praktische Übungen bestehen müssen.