Mitarbeiter von Amazon blockieren Zug am Bahnhof in Achim
Am Bahnhof Achim (Landkreis Verden) sind am Mittwochnachmittag rund 200 Mitarbeiter von Amazon auf die Bahngleise gelaufen. Am Donnerstag waren mehrere Polizeikräfte vor Ort, um die Gleise zu sichern.
Die Beamten der Bundespolizei wollten am Nachmittag sicherstellen, dass sich der Vorfall von Mittwoch nicht wiederholt und der Regionalzug pünktlich losfahren kann. Den Angaben zufolge konnte der Zug am Donnerstag ohne Zwischenfall den Bahnhof in Achim verlassen.
Laut Polizei kam die Menschenmenge am Mittwochnachmittag aus den angrenzenden Büschen auf die Gleise gelaufen. Eine kleinere Gruppe blockierte anschließend den Regionalexpress, der gerade Richtung Bremen abfahren wollte. Anschließend stiegen die etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amazon-Logistikzentrums in Achim gemeinsam ein. Dem NDR in Niedersachsen hat am Donnerstag zudem ein Mitarbeiter berichtet, dass dies schon häufiger vorgekommen sei. Auch ein Trampelpfad befindet sich in den Büschen.
Werksbus kam verspätet am Bahnhof an
Normalerweise bringen Werkbusse die Mitarbeitenden pünktlich nach ihrer Schicht zum Bahnhof. Wegen einer Baustelle müssen sie aktuell aber einen Umweg fahren. Am Mittwoch kamen die Beschäftigten deshalb zu spät. Einige von ihnen liefen über die Gleise, und nicht wie vorgeschrieben durch eine Unterführung, um den Zug noch zu erwischen. Die anderen folgten. Der Plan, schnell ans Ziel zu kommen, ging jedoch nicht auf: Während der nächste Zug 23 Minuten später gefahren wäre, konnte der betroffene Regionalzug erst nach einer Stunde seine Fahrt fortsetzen. Insgesamt seien bei elf Zügen Verspätungen von 249 Minuten entstanden, hieß es.
Probleme am Bahnhof schon in der Vergangenheit
In der Vergangenheit war es an dem Bahnhof bereits zu Problemen gekommen, weil der Zug durch die einsteigenden Mitarbeitenden zu voll wurde. Deshalb wurden längere Züge oder längere Bahnsteige gefordert. Ein Sprecher von Amazon teilte dem NDR in Niedersachsen auf Anfrage mit, das Unternehmen werde alles in seiner Macht Stehende tun, damit so etwas künftig nicht mehr vorkomme. Ein solches Verhalten werde vom Unternehmen nicht toleriert. Vom Verkehrsverbund Bremen Niedersachsen, der für die Busse vom Logistikzentrum zum Bahnhof zuständig ist, hieß es, es werde an einer Lösung gearbeitet.
Pro Bahn fordert extra Züge für Amazon-Mitarbeiter
Malte Diehl, Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn, zeigte Verständnis für den Unmut der Amazon-Mitarbeiter. Dieser rechtfertige aber in keiner Weise das Verhalten am Mittwoch. Es habe Fahrgäste und Lokführer gefährdet, betonte Diehl. Pro Bahn habe, seitdem das Amazon-Werk geplant wurde, eine bessere Zugbindung für Achim gefordert. Entweder müssten die im Viertelstundentakt fahrenden Nordwestbahnen zwischen Bremen-Vegesack und Bremen-Hauptbahnhof bis Achim verlängert werden, so Diehl, oder ein bis zwei Züge auf der Strecke zusätzlich vor den planmäßigen Abfahrten eingesetzt werden. Als Alternative kann sich der Landesvorsitzende auch Sonderzüge für die Amazon-Mitarbeiter vorstellen.
Gegen Mitarbeitende wird ermittelt
Wie die Polizei mitteilte, flohen einige der Personen aus dem Zug, als die Einsatzkräfte eintrafen. Durch Zeugen konnten mehrere Beteiligte identifiziert werden. Gegen sie werde nun ermittelt, es drohen Anzeigen wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und Nötigung. Zeugen werden gebeten, sich bei der Bundespolizei in Bremen unter Telefon (0421) 16299-7777 zu melden.