Kein Männerbeauftragter, aber ein Mann für die Männer
Menko Nogueira hat einen Job, den es in Norddeutschland so nirgendwo anders gibt: Er ist "Mitarbeiter für Männerarbeit" bei der Stadt Oldenburg. Aber: Ein "Männerbeauftragter" ist er nicht.
"Klar, oft werde ich gefragt, was mein Job eigentlich genau bedeutet. 'Mitarbeiter für Männerarbeit' klingt für manche erst mal verwirrend", sagt Menko Nogueira. "Eigentlich könnte man mich auch Beauftragter für Männer nennen, das wäre dann vielleicht klarer." Der 26-Jährige ist der Erste seiner Art in der Stadt Oldenburg und in ganz Norddeutschland. Mit einer halben Stelle kümmert er sich - erst mal befristet für ein Jahr - darum, sich in der Stadt für die Belange von Männern einzusetzen.
"Gleichstellungsarbeit muss mit beiden Geschlechtern funktionieren"
Die Stelle entstand auf Initiative des Gleichstellungsbüros. "Wir hatten für ein knappes Jahr Geld übrig in unserem Budget und haben deswegen diese Projektstelle geschaffen", erklärt die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Renate Vossler. "Gleichstellungsarbeit muss mit beiden Geschlechtern funktionieren. Wir alle haben uns vorher auch um Männerarbeit gekümmert, aber nie so genau den Fokus drauf gelegt." Menko Nogueira sei nun genau der Richtige für den Job, "es ist einfach authentischer, wenn diese Arbeit auch von einem Mann gemacht wird."
Menko Nogueiras Themen: Männergesundheit und Gewalt
"Es gibt bestimmte Themen, die Männer stärker betreffen. Sie sterben zum Beispiel früher als Frauen, Männergesundheit ist ein großes Thema für mich", sagt der gebürtige Auricher mit dem portugiesischen Nachnamen. "Bislang war Gleichstellungsarbeit hauptsächlich an Frauen gerichtet. Die Zeit war überreif, mal auf Männer zu schauen." Auch Männer seien beispielsweise Opfer von Gewalt - wenn auch in deutlich geringerem Maße als Frauen. Das betont Nogueira immer wieder: "Natürlich sind Frauen strukturell gesehen viel mehr von Diskriminierung betroffen als Männer. Aber Männerarbeit hat auch viel mit Gleichstellung zu tun."
Etwas Sinnstiftendes sollte es sein
Als er nach seinem Germanistik- und Anglistik-Studium die Stellenausschreibung der Stadt Oldenburg entdeckte, war er sich sicher: Das könnte etwas für ihn sein. Schon vorher hatte er sich auf Stellen beworben, die etwas mit sozialem Engagement zu tun hatten. "Ich wollte etwas Sinnstiftendes machen", erzählt Nogueira. "Und die Stelle für Männerarbeit passte gut zu mir, weil ich mich im Studium schon mit Geschlechter- und Männerstudien beschäftigt hatte."
Nogueira wünscht sich Netzwerk von Männer- und Jungenarbeit in Oldenburg
Zurzeit arbeitet Nogueira daran, zum Weltmännertag im November einen Vortrag mit einem Buchautor und Urologen zu organisieren. "Ohne Anmeldung und kostenlos", sagt er. Generell ist es sein Ziel, alle Angebote für Männer in der Stadt sichtbar zu machen - und sie untereinander zu verbinden. "Was ich mir wünsche und woran ich arbeite, ist ein Netzwerk von Männer- und Jungenarbeit in Oldenburg." Auch Väter möchte er explizit ansprechen. "Viele bestehenden Angebote richten sich an Eltern, und dann fühlen sich oft eher Mütter als Väter angesprochen", sagt er. Und da kommt wieder die Gleichstellung ins Spiel. Denn je mehr Männer die Rolle annähmen, nicht nur "Ernährer" der Familie zu sein, desto mehr würde das der Gleichberechtigung dienen.
Ergänzung zur Gleichstellungsbeauftragten
Für seine Arbeit bekommt Nogueira viel Zuspruch von Frauen, erzählt er. Es seien eher einzelne Männer, die ihn und seine Stelle misstrauisch beäugten. "Manche denken, ich möchte ihnen irgendwas vorschreiben. Darum geht es aber ja gar nicht." Seine Stelle ist angesiedelt im Gleichstellungsbüro der Stadt. Und er ist nicht der "Männerbeauftragte", wie er manchmal schon genannt wurde. "Ich bin nicht das Gegenstück zur Gleichstellungsbeauftragten, sondern eine Ergänzung", sagt er.
Einer von ganz wenigen
Die größte Herausforderung für ihn war es bisher, seine vollkommen neue Stelle selbst zu gestalten. Gerade kommt er aus einem Online-Meeting mit anderen Beauftragten für Männerarbeit. "Innerhalb Deutschlands sind das in den Kommunen nur eine Handvoll. Viele davon in Nordrhein-Westfalen." Die erste Stelle dieser Art schuf 2016 die Stadt Nürnberg, "mittlerweile ist sie entfristet", erzählt Nogueira. Seine eigene Stelle läuft Ende Mai aus - vorerst.