Kampf um Wollepark Delmenhorst
Fließendes Wasser ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber vergangene Woche hatten die Stadtwerke Delmenhorst in zwei Wohnblöcken das Wasser abgedreht. Die Bewohner mussten mit Eimern und Flaschen zu einem Hydranten, um sich Wasser zu holen. Unter den schwierigen Bedingungen am Wollepark litten die Bewohner - vor allem Kinder und Eltern. Angeblich waren die Rechnungen für Gas- und Wasser nicht bezahlt, monierten die Stadtwerke Delmenhorst.
Mieter und Eigentümer beteuern, sie hätten immer gezahlt
Der Mieter Georgie Chakriov und seine Frau beteuern, sie hätten ihre Miete immer pünktlich gezahlt. "Jeden Monat bezahle ich hier alles. Drei Jahre lang. 2014 bis jetzt", sagt der Wollepark-Bewohner. Als Beleg zeigt er uns zahlreiche Quittungen. Die Miete für Wasser, Gas und weitere Betriebskosten habe er bezahlt - in bar. Viele Mieter der Häuser 11 und 12 am Wollepark zahlen regelmäßig ihre Miete, entweder überweisen sie oder sie zahlen bar.
Aber wo ist das Geld? Erica Hahlbeck ist seit 1996 Eigentümerin einer Wohnung im betroffenen Häuserblock. Als die Rentnerin vom Wasser-Stopp erfuhr, war sie entsetzt: "Das ist das Allerschlimmste, wenn du kein Wasser hast." Aus ihren Unterlagen geht hervor, dass sie ihre Nebenkosten bei der zuständigen Hausverwaltung immer bezahlt hatte. Mit Sonderzahlungen hat sie sogar mehr ausgegeben als durch Miete eingenommen. Aber auch sie weiß nicht, wo das ganze Geld vom Wollepark gelandet ist. Der Hausverwaltung aber macht sie keinen Vorwurf. Sie vertraut dem Verwalter Mehmet Erdem.
Fast 300.000 Euro Schulden der Hausverwaltung
Daniel Moldovan ist ebenfalls Eigentümer einer betroffenen Wohnung. Auch er vertraut dem Verwalter. Gleichzeitig ist er der Vorsitzende der Eigentümergemeinschaft und arbeitet eng mit der Hausverwaltung zusammen. Moldovan sagt, das Problem sei, dass viele Eigentümer seit Jahren keine Nebenkosten bei den häufig wechselnden Hausverwaltungen bezahlt haben. Und dass diese Eigentümer auch nicht auffindbar sind. "Ja das wird immer problematischer. Das wird ein Berg von Schulden. Das heißt der Berg von Schulden ist jetzt 300.000 Euro", sagt der niedersächsische Eigentümer. Bereits 2015 war die Stadt Delmenhorst eingesprungen, um fällige Wasserrechnungen zu übernehmen.
Stadt will Häuser am liebsten abreißen
Das tat sie diesmal nicht. Die Stadt würde die Häuser am liebsten abreißen. "Wenn wir sie in unserem Eigentum haben, nach Recht und Gesetz, da bin ich wieder dabei, dann werden wir sie abreißen, mit absoluter Sicherheit", erklärt Oberbürgermeister Axel Jahnz (SPD) dem NDR. Mehrere Wohnblocks in der Anlage hat die Stadt schon aufgekauft, diese sollen jetzt abgerissen werden. Dasselbe würde man gerne mit den Häusern tun, in denen jetzt das Wasser abgestellt wurde.
Mehrere Eigentümer wandten sich per E-Mail an unsere Redaktion. Aus diesen geht hervor, dass die Stadt das Jobcenter angewiesen hat, keine Miete mehr für einige Wohnungen in den Wohnblock 11 und 12 im Wollepark an die Vermieter zu überweisen. Die Stadt Delmenhorst bestätigt auf Anfrage von Panorama 3 die Zahlungen für April eingestellt zu haben. "Durch das Verhalten der Vermieter war zu befürchten, dass die Wohnungen noch im Laufe des Monats April von den Versorgungsleistungen abgeschnitten sein werden. Dann wären die Wohnungen kurzfristig unbewohnbar." Die ohnehin angespannte Finanzlage der Eigentümergemeinschaft wird dadurch weiter verschärft, der Schuldenberg wächst.
Stadtwerke wollen Gas abstellen
Unbezahlte Rechnungen, verschwundene Eigentümer und die Stadt Delmenhorst, die den Wollepark abreißen lassen will. Für die Bewohner am Wollepark ist all das nicht leicht. Denn sie baden den Konflikt aus. Im Moment läuft das Wasser wieder. Doch auf die Bewohner wartet schon die nächste Hiobsbotschaft. Denn Ende des Monats wollen die Stadtwerke das Gas abstellen.