Gestiegene Kosten: Immer mehr Halter besuchen Tiertafeln
Etliche Tierhalter können die steigenden Kosten für Futter sowie Tierarztrechnungen nicht mehr bezahlen. Tiertafeln haben deutlich mehr zu tun - brauchen aber auch Hilfe.
Die meisten Tiertafeln in Niedersachsen und Bremen haben angesichts der enorm gestiegenen Energiepreise und Lebenshaltungskosten deutlich mehr Tiere zu versorgen. Gleichzeitig gehen die Spenden vielerorts zurück. Mit der seit 22. November geltenden neuen Gebührenordnung von Tierärzten sind auch Behandlungskosten vermehrt ein Thema bei den Tafeln.
Neue Gebührenordnung: Tierarzt deutlich teurer
Die einfachste Untersuchung beim Tierarzt kostet nun 23,62 Euro - vorher waren es für Katzen 8,98 Euro und für Hunde 13,47 Euro. Die Preise für Impfungen von Hund und Katze verdoppeln sich fast von 5,77 Euro auf 11,50 Euro. Hinzu kommt noch die zu zahlende Umsatzsteuer. Dies ist laut Bundestierärztekammer die erste umfassende Überarbeitung der Gebührenordnung sei 23 Jahren.
Wer kann zur Tiertafel gehen?
Dass die Preise für manchen Tierhalter erdrückend sind, zeigt sich bei vielen Tiertafeln in Niedersachsen. In Oldenburg wurden die Öffnungszeiten verlängert. Viele, die ihre Tiere vorher gut versorgen konnten, benötigten nun Unterstützung, hieß es von den Verantwortlichen. Auch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kämen mit ihren Haustieren. Bislang habe man in Oldenburg genug Futter. Die Futterkosten könnten aber nicht von den Spenden bezahlt werden. Unterstützung erhalten den Angaben zufolge nur Menschen, die schon ein Tier hatten und dann in die Bedürftigkeit gerutscht sind. Bedürftige, die sich Tiere neu anschaffen, erhalten keine Hilfe von der Tafel. Etwa 80 bedürftige Tierhalterinnen und Tierhalter kämen einmal im Monat zur Ausgabe, die Tiertafel versorge rund 60 Katzen und 60 Hunde.
Norden: "Sehen schwarz für viele Tiere"
In Norden (Landkreis Aurich) ist der Bedarf an Futter gestiegen: "Es kommen auch Tierbesitzer, die schon viele Jahre Tiere haben, aber erst jetzt die Tafel in Anspruch nehmen", sagte Gründerin Sonja Lindemann. "Das Spendenaufkommen ist zurückgegangen, wir müssen Futter zukaufen." Seit der neuen Gebührenordnung der Tierärzte "sehen wir schwarz für viele Tiere", betonte Lindemann. Denn etliche Halterinnen und Halter hätten die Rechnungen bisher schon nicht bezahlen können - was ihnen nun noch schwerer fallen dürfte. Dies habe zur Folge, dass sie teils mit ihren kranken Tieren nicht zum Tierarzt gehen, die Tiere könnten leiden oder gar sterben.
Angespannte Lage bei der Tiertafel Osterholz
"Es kommen bedeutend mehr Menschen, weil alles so teuer geworden ist", sagte Christa Hase von der Tiertafel in Osterholz. Rund 100 bis 140 bedürftige Tierhaltende kämen jeden ersten Mittwoch im Monat zur Ausgabe. Die meisten hätten zwei oder drei Tiere, vor allem Hunde und Katzen, aber auch Kaninchen. "Bis jetzt haben wir es geschafft, aber die Futterspenden werden weniger, es ist sehr schwierig", sagte sie. Auch Geldspenden kämen weniger herein. Allerdings seien diese für die Zahlung von Tierarztrechnungen nötig. "Früher haben wir Kastrationen zu 100 Prozent übernommen, heute zahlen wir 50 bis 70 Prozent", sagte Hase.
Auch Hilfe bei hohen Tierarztrechnungen
Bei der Tiertafel in Uelzen sei die Nachfrage mit etwa 20 Tierbesitzenden pro Woche gleich geblieben, sagte der Vorsitzende Wolfgang Roboom. Die meisten Menschen hätten Katzen oder Hunde, aber auch Besitzende von Hühnern, Meerschweinchen, Hamstern und Fischen seien Kunden der Tiertafel. "Wir unterstützen auch bei Tierarztrechnungen unter 100 Euro", sagte Roboom. Bei höheren Beträgen werde ein Rückzahlungsvertrag abgeschlossen. Berechtigt seien Hartz-IV-Empfängerinnen und -Empfänger, Rentnerinnen und Rentner sowie Menschen mit Grundsicherung. Probleme mit mangelnden Spenden gibt es nicht: "Wir haben gute Kontakte und wir werden gut bedacht mit Spenden."
Laatzen: Tiertafel sucht Helfer
Weil die ehrenamtlichen Helfer abgesprungen sind, kümmert sich Dietmar Plömer allein um die Tiertafel "Helfende Pfötchen" in Laatzen bei Hannover. "Die Leute rufen mich an, wenn sie Futter brauchen", sagte er. Sechs bis zwölf Bedürftige meldeten sich regelmäßig bei ihm, dabei gehe es ausschließlich um Hunde- und Katzenfutter. Spenden seien nicht das Problem, ihm fehlten Mitstreiter. "Früher haben wir dreimal pro Woche Futter ausgegeben, hatten ein eigenes Büro und einen Dienstwagen", sagt Plömer. Doch der 77-Jährige ist seit drei Jahren Einzelkämpfer.