Fahndung nach Ex-RAF-Trio: Ermittler hoffen auf anonyme Hinweise
Bei der Fahndung nach den früheren mutmaßlichen RAF-Terroristen Staub, Garweg und Klette setzen die Ermittler auf Hinweise aus deren persönlichem Umfeld. Auch anonyme Informationen sind möglich.
Die Staatsanwaltschaft Verden wirft den gesuchten Ernst-Volker Staub, Daniela Marie Luise Klette und Burkhard Garweg versuchten Mord und mehrere schwere Raubüberfälle vor. Dabei gehen die Ermittler davon aus, dass das frühere RAF-Trio die Taten nicht aus politischer Motivation verübte, sondern um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Laut Staatsanwaltschaft haben sich die drei mindestens von 1999 bis 2016 in Deutschland aufgehalten. "In den Tatvorbereitungsphasen 2015 und 2016 können wir eine gewisse Häufung von Anlaufstellen beziehungsweise Kontakten der drei im Raum Hannover feststellen", sagte Oberstaatsanwalt Koray Freudenberg dem NDR Niedersachsen. In dieser Zeit seien sie von bislang Unbekannten unterstützt worden. Einer der Gesuchten unterhalte "nachweislich intensive Kontakte nach Deutschland", so die Ermittler. Aufgrund von Ermittlungen der vergangenen Monate hätten sich weitere Ansätze ergeben, nannten Polizei und Staatsanwaltschaft als Grund für den erneuten Schritt an die Öffentlichkeit.
Hoffnung auf anonyme Hinweise: BKMS-System freigeschaltet
Insbesondere aus dem persönlichen Umfeld - also von früheren Unterstützern oder auch Angehörigen - erhoffen sich die Ermittler neue Hinweise auf das Trio. Über das BKMS-System könnten anonyme Hinweise gegeben werden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Dabei sei auch eine anonymisierte Kommunikation über die "Postkasten"-Funktion mit den Ermittlern möglich. Für Tipps, die zur Ergreifung der Beschuldigten führen, ist eine Belohnung von insgesamt 150.000 Euro ausgesetzt. Seit 2020 stehen Garweg, Staub und Klette auf der Europe's Most Wanted-Liste von Europol, also der meistgesuchten Straftäter Europas. Die Polizei warnt: "Treten Sie nicht selber an die Beschuldigten heran! Die Beschuldigten sind bewaffnet!"
Ex-RAF-Trio: Fragen im aktuellen Fahndungsaufruf
Im neuen Fahndungsaufruf richten sich die Ermittler an die Bevölkerung. Dabei werden unter anderem die folgenden Fragen formuliert:
- Wo haben sich die Gesuchten in dem Tatzeitraum von 1999 bis 2016 aufgehalten? Wo sind sie aktuell?
- Wer steht / stand zu den Gesuchten oder einem der Gesuchten in Kontakt?
- Wer kennt Personen, die die Gesuchten unterstützen oder unterstützt haben beziehungsweise wissen, wo sich diese aufhalten, sich aus Angst aber nicht an die Polizei wenden?
- Wer hat Tatvorbereitungshandlungen zur Kenntnis genommen, sich bislang aber nicht an die Polizei gewandt?
- Haben Sie Personen in Ihrem Umfeld, die den Gesuchten ähnlich sehen und ein ungewöhnliches Verhalten zeigen?
- Wer verfügt über Bilder / Filmaufnahmen, die die Beschuldigten zeigen?
Kronzeugen-Angebot an Gesuchte: Staatsanwaltschaft deutet Möglichkeiten an
Im Rahmen des anonymisierten Hinweis-Verfahrens wenden sich die Ermittler auch an die Gesuchten selbst. Über die "Postkasten"-Funktion des BKMS-Systems könnten die Verdächtigen etwa direkt oder über einen Anwalt Kontakt zu den Behörden aufnehmen. Dabei könnten etwa "Modalitäten eines etwaigen Sich-Stellens" besprochen werden. Auch die Möglichkeit der Kronzeugenregelung bringen die Ermittler ins Gespräch.