Der Angeklagte Tennistrainer steht neben seinem Verteidiger am Landgericht Bremen © Radio Bremen Foto: Radio Bremen

Sexuelle Übergriffe auf Minderjährige: Tennis-Trainer gesteht

Stand: 27.01.2025 18:07 Uhr

Über mehrere Jahre soll ein Bremerhavener seine Tätigkeit als Tennis-Trainer für sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche ausgenutzt haben. Am ersten Prozesstag hat der 46-Jährige nach Angaben seines Anwalts alles gestanden.

Das Bremer Landgericht hörte sein Geständnis am Montag unter Ausschluss der Öffentlichkeit an. Als Begründung dafür nannte die Vorsitzende Richterin die Schutzwürdigkeit der Intimsphäre des Angeklagten sowie der Geschädigten. Wie der Verteidiger nach dem Verhandlungstag sagte, hat der 46-Jährige am ersten Prozesstag alles gestanden. Außerdem betonte er, dass sein Mandant sich bessern wolle und bereits eine Therapie mache.

Staatsanwaltschaft wirft Angeklagtem über 100 Sexualdelikte vor

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagtem vor, im Jahr 2016 sowie zwischen 2018 und 2023 Minderjährige dazu gebracht zu haben, ihm freiwillig und teilweise gegen Bezahlung Videos von sich mit sexuellem Inhalt zuzusenden oder diese vom Angeklagten selbst erstellen zu lassen. Außerdem soll der Angeklagte heimlich Aufnahmen von unbekleideten Minderjährigen unter anderem in der Umkleidekabine oder Dusche gemacht haben. Insgesamt wirft ihm die Staatsanwaltschaft mehr als hundert sexuelle Übergriffe vor. Zudem soll er Hunderte Video- und Bilddateien gespeichert haben, die Kinder bei sexuellen Handlungen zeigen. Selbst angefasst haben soll der Mann die Kinder nicht.

Opfer waren männlich und minderjährig

Ermittler hatten Ende Juni 2023 das Gelände des Tennisclubs Rot-Weiß Bremerhaven durchsucht, wo der Trainer unter anderem tätig war. Der Mann wurde festgenommen und kam für mehrere Monate in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen waren nach Recherchen von "buten un binnen", NDR und "Nordseezeitung" ins Rollen gekommen, weil sich ein betroffener Junge seinen Eltern anvertraut hatte. Um wie viele Opfer es sich genau handelt, ist NDR Informationen zufolge noch nicht klar. Laut früheren Angaben der Staatsanwaltschaft waren alle Opfer männlich und zu den Tatzeiten zwischen 11 und 15 Jahren alt.

Mehrjährige Haftstrafe droht

Das Landgericht Bremen hat vier Verhandlungstermine in dem Prozess angesetzt. Am 4. Februar soll der Prozess fortgesetzt werden. Sollte der 46-Jährige verurteilt werden, muss er mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen.

Schwierige Begriffe: Kinderpornografie und Missbrauch

  • Kinderpornografie ist die fotorealistische Darstellung des sexuellen Missbrauchs einer Person unter 14 Jahren. Der Herstellung solcher Darstellungen liegt ein realer, oft schwerer sexueller Missbrauch zugrunde. Delikte in diesem Straftatbestand werden mit einer Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (Quelle: BKA)
  • Die Aufarbeitungskommission, die sexuellen Kindesmissbrauch in Deutschland unabhängig aufarbeitet, kritisiert die Bezeichnung: Kinderpornografie sei ein verharmlosender und ungenauer Begriff für Missbrauchsdarstellungen von Kindern auf Fotos, in Filmen und Texten. Der Begriff vermag darüber hinwegtäuschen, dass jede derartige Darstellung eine schwere Straftat ist, so die Kommission.
  • Der Verein "Wendepunkt" betont, dass bei der Herstellung von Pornografie die Teilnahme in der Regel freiwillig sei. Dafür könne bei Videos oder Fotos, auf denen sexuelle Handlungen mit Kindern gezeigt würden, nicht die Rede sein. Auch der Begriff "Missbrauch" sei nicht angebracht - er schließe ein, dass es im Umkehrschluss so etwas wie einen zulässigen Gebrauch von Kindern geben könne. Stattdessen solle der Begriff "sexuelle Gewalt" genutzt werden, weil sexuelle Handlungen mit Kindern nichts anderes seien.
  • Die Polizei hingegen verwendet den Begriff "Kinderpornografie" neben Formulierungen wie "Abbildungen von sexuellem Missbrauch von Kindern" oder "Darstellung von sexueller Gewalt", da der Begriff im Strafgesetzbuch als Tatbestand verankert ist. (Quelle: Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes)

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 27.01.2025 | 06:30 Uhr

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