Heiß begehrt: Lohnt sich Lithium-Gewinnung in Niedersachsen?

Stand: 25.04.2024 21:51 Uhr

Vor allem wegen der E-Mobilität ist Lithium begehrt. Nach zweieinhalb Jahren Testbohren haben Forscherinnen und Forscher erste Ergebnisse präsentiert, ob im Uelzener Boden Lithium abgebaut werden kann.

von Anna Fietz

Bis zu 350 Milligramm Lithium pro Liter Tiefenwasser konnten bisher in Eimke (Landkreis Uelzen) nachgewiesen werden, wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) am Donnerstag mitteilte. Das Potenzial für die Förderung von Lithium im sogenannten Norddeutschen Becken sei vielversprechend, so die Behörde. "Hier könnte man ungefähr 250 bis 500 Tonnen Lithiumcarbonat-Äquivalent pro Jahr gewinnen", sagte der Leiter des Forschungsverbundes, André Stechern. "Das entspricht etwa der Menge, die für 5.000 bis 10.000 E-Auto-Batterien benötigt wird." Im Vergleich zum weltweiten Bedarf sei das nicht viel, aber die Zahlen stehen für ein Bohrloch - und das Norddeutsche Becken ist groß.

Forschungsprojekt im Norddeutschen Becken

Bisher wird Lithium vor allem in Australien und Südamerika abgebaut. Deutschland will sich von anderen Nationen unabhängig machen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz lässt deshalb untersuchen, wie viel Lithium es hierzulande gibt. Seit Oktober 2021 erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Zusammenarbeit mit zwei Fraunhofer-Instituten, ob sich im Norddeutschen Becken so viel Lithium befindet, dass es wirtschaftlich relevant sein könnte. Das Forschungsprojekt hat ein Gesamtvolumen von 1,8 Millionen Euro.

Elf Mal der Eiffelturm - in die Tiefe

André Stechern arbeitet im Bereich der Lithium-Bohrung. © BGR
André Stechern forscht mit seinem Team an dem Bohrloch in Eimke.

Aus 3.500 Metern Tiefe wird für den Erprobungsbetrieb des Forschungsprojekts in Eimke Lithium an die Erdoberfläche gefördert. Das Bohrloch ist so tief, als ob man den Eiffelturm elf Mal übereinander stapeln würde. Tief unten ist es 150 Grad warm - und nass. Das Wasser wird an die Erdoberfläche gepumpt, dort wird das Lithium extrahiert und anschließend das Wasser wieder zurück ins Erdinnere befördert.

Die Suche nach Rohstoffen

Das Bild zeigt eine Karte mit Tiefbohrungen in Norddeutschland. © BGR/LIAG 2023
Tiefbohrungen in Norddeutschland auf einer Karte.

Das Bohrloch in Eimke gibt es schon seit 20 Jahren. Der Bund hat hier früher bereits Forschungsarbeiten zur Erdwärmenutzung durchführen lassen. Was diese geothermische Energie betrifft, hat das Norddeutsche Becken großes Potenzial. Das zeigen die vielen Bohrungen, die es in der Region bereits gibt: Seit Jahren wird von Neubrandenburg bis an die Ems unter der Erde nach Rohstoff-Vorräten gesucht.

Kritik von Umweltschützern

Umweltschützer kritisieren den Lithium-Abbau in Südamerika oder Australien. Das liegt vor allem am Transport und der Weiterverarbeitung des Rohstoffs. Das meiste Lithium kommt aus Australien, von dort wird es in Gesteinsform nach China transportiert. In China werden die Steine geschmolzen und durch diese sogenannte Verhüttung entsteht eine Schlacke. Ein Abfallprodukt, das entsorgt werden muss. Durch den Transport und die Abfallentsorgung entsteht ein hoher CO2-Ausstoß. Diese umweltbelastenden Nebeneffekte würden im Norddeutschen Becken wegfallen, so André Stechern.

Sorge ums Trinkwasser

Die Befürchtung, Trinkwasserbestände könnten berührt werden, ist laut André Stechern nicht richtig. "Das Wasser, das aus dem Erdinneren hochgepumpt wird, ist fast so salzig, wie das Wasser im toten Meer", so der Wissenschaftler. Es sei also weder zur landwirtschaftlichen Bewässerung noch zum Trinken geeignet. Bis zum kommenden Jahr läuft das Forschungsprojekt noch. Bis dahin müssen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nachgewiesen haben, dass es genügend Lithium im norddeutschen Erdinneren gibt, um so viel abzubauen, dass es sich wirtschaftlich lohnt.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 25.04.2024 | 19:30 Uhr

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