Stand: 22.01.2013 19:00 Uhr

Rösler stützen oder stürzen?

von Jochen Becker & Jenny Witte
Wolfgang Kubicki an einem Rednerpult © dpa-Bildfunk Foto: dpa-Bildfunk
Stützen oder stürzen - das ist hier dein Frage.

"Einen Parteivorsitzenden stützt man oder man stürzt ihn", philosophierte einst der FDP-Grandseigneur Hans-Dietrich Genscher. Doch Wolfgang Kubicki, der streitbare FDP-Fraktionschef aus Kiel, hat da wohl nicht richtig zugehört - oder es falsch verstanden. Denn er macht einfach beides.  

Auf dem Parteitag im April 2012 verkündet er, dass er gemeinsam mit "seinem" Bundesvorsitzenden für den Wahlerfolg kämpfen würde - und verrät stolz, dass man sich jetzt sogar duze. Klang nach einer echten Männerfreundschaft.

 

VIDEO: Rösler stützen oder stürzen? (2 Min)

Nur Parteifreundschaft?

Oder doch nur "Parteifreundschaft"? Denn nur eine Woche später schlägt der listige Liberale aus dem Norden - einfach mal so - Christian Lindner als Nachfolger seines neuen Duzfreundes vor: "Ich sehe momentan in der Partei keinen anderen, der die Nachfolge von Philipp Rösler antreten kann." Und als er bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein als Spitzenkandidat der FDP fast schon sensationell 8,2 Prozent holt, demütigt er Rösler aufs Neue: Den obligatorischen gemeinsamen Auftritt nach dem Wahltag in Berlin lässt er einfach platzen.

Stattdessen schickt er zwei Vertreter und lässt ausrichten, er müsse noch seinen Rausch ausschlafen. Böse Zungen spekulierten damals: Kubicki wolle Rösler nichts von seinem Erfolg abgeben. Nach totaler Unterstützung des Parteivorsitzenden hörte sich das auch nicht im November bei seinem Auftritt in der "heute show" an: Ob er Rösler beim nächsten Parteitag wieder wählen würde, fragte ihn der Moderator. Kubicki: "Wenn er kandidiert und ansonsten niemand kandidiert." Rösler stürzen, das schien seine Mission.

Überraschend gutes Ergebnis

Und am vergangenen Sonntag, nur zwei Monate später? Da holt die FDP ein überraschend gutes Ergebnis bei der Wahl in Niedersachsen - und Kubicki raunzt in die Mikrofone: "Wir haben jetzt drei Mal in Folge mit Philipp Rösler als Parteivorsitzendem Ergebnisse erzielt, die vorher niemand für möglich gehalten hat. In dieser Situation die Frage zu stellen, ob er der richtige Parteivorsitzende ist, ist ein bisschen absurd!" Natürlich, Philipp Rösler in Frage zu stellen, darauf würde ein Wolfgang Kubicki niemals kommen.

 

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 22.01.2013 | 21:15 Uhr

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