Stiftung niedersächsische Gedenkstätten in Celle beschädigt
Unbekannte haben den Sitz der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten in Celle angegriffen und drei Fensterscheiben zerstört. Jüdische Gemeinden in Niedersachsen fordern schnelle Aufklärung.
Der oder die Täter hatten zunächst eine Informationstafel von der Wand gerissen, mit der sie dann das Glas einschlugen, wie die Polizei mitteilte. "Selbstverständlich wurde Strafanzeige erstattet", sagte die Geschäftsführerin der Stiftung, Elke Gryglewski. Die Stiftung hatte zusammen mit anderen Akteuren zu einer Demonstration gegen den Landesparteitag der AfD aufgerufen, der am Wochenende in Celle stattfindet. Bislang gebe es jedoch keine konkreten Hinweise auf einen Anschlag oder eine politisch motivierte Tat, sagte ein Polizeisprecher dem NDR in Niedersachsen. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Trotzdem wurde inzwischen der Staatsschutz der Polizei Celle eingeschaltet. Denn laut Polizei sind in den vergangenen Tagen rund um den Stiftungssitz mehrere Aufkleber der rechten Szene entdeckt worden.
Präsident der Jüdischen Gemeinden: "Auf einem gefährlichen Kurs"
Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden Niedersachsen forderte ein schnelles Handeln der Ermittler. Die Justiz müsse solche Straftaten mit den durch das Gesetz zur Verfügung stehenden Mitteln rasch verurteilen, sagte Präsident Michael Fürst am Mittwoch. Er sehe eine klare Verbindung zu Hetze im Internet gegen die Stiftung nach dem Aufruf zur Gegendemonstration. "Wir sind auf einem gefährlichen Kurs", so Fürst. "Wir müssen als Demokraten darauf achten, dass wir die Unterstützer der rechten Szene und der AfD nachhaltig mit demokratischen Mitteln bekämpfen."
Weil: "Hass und Gewalt sind ein Angriff auf die Demokratie"
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil bezeichnete den Vorfall als erschreckend. "Hass und Gewalt sind keine Form der politischen Auseinandersetzung, sondern ein Angriff auf die Demokratie", sagte der SPD-Politiker. Er sende herzliche Grüße an die Mitarbeitenden der Stiftung und bat diese, "sich durch die mutwilligen Beschädigungen an ihrem Gebäude nicht einschüchtern zu lassen". Weiter sagte Weil: "Wir sind dankbar für die wertvolle Arbeit der Stiftung, die die Erinnerung an die grausamen Gewalttaten der NS-Zeit lebendig hält und für den Einsatz gegen jede Form von Rechtsextremismus."
Stiftung fördert Bildung zu Verbrechen des Nationalsozialismus
Angesichts des Angriffs bekräftigte die Stiftung den Demonstrationsaufruf gegen den AfD-Landesparteitag. Alle seien gefordert, die Demokratie zu verteidigen, sagte Gryglewski. "Wir sind überzeugt, dass es nur eine Minderheit ist, die sich hier gewalttätig äußert." Die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten ist Trägerin der Gedenkstätte am einstigen Konzentrationslager Bergen-Belsen und der Stätte in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel. Sie will die historisch-politische Bildung zum Nationalsozialismus und dessen Verbrechen fördern.
Polizei sucht Zeuginnen und Zeugen
Hinweise zu den Tätern gibt es laut Polizei bislang nicht. Die Tat ereignete sich demnach zwischen Montag um 6.30 Uhr und Dienstagmorgen um 5 Uhr. Wer Hinweise zu der Tat geben kann, wird gebeten, sich bei der Polizei Celle unter der Telefonnummer (05141) 277 0 zu melden.