Prozessstart: Wollte Mutter sich und ihre Kinder verbrennen?
Vor dem Landgericht Bückeburg muss sich eine Mutter wegen versuchten Mordes an ihren beiden sieben Jahre alten Kindern verantworten. Zum Prozessauftakt am Montag äußerte sich die Frau nicht.
Mit ihrem Anwalt sei vereinbart worden, dass sie erst im November im Beisein eines Sachverständigen aussagen werde, sagte der Vorsitzende Richter. Auch die Fotos des Tatorts sah die Frau sich wortlos an. Die 55-Jährige soll im April mit ihren Kindern in ein Waldgebiet bei Beckedorf (Landkreis Schaumburg) gefahren sein. Dort soll sie Grillanzünder und Holzwolle aus dem Kofferraum geholt und damit ihren Wagen in Brand gesteckt haben, um ihre Kinder und sich selbst zu töten.
Zeugen alarmierten die Rettungskräfte
Die beiden Siebenjährigen erlitten laut Staatsanwaltschaft leichte Rauchvergiftungen. Sie seien aus dem Auto geflohen und hätten sich geweigert, wieder einzusteigen, so das Gericht - auch als die Mutter sie mit der Begründung zurückzuholen versuchte, ein Kuscheltier aus den Flammen retten zu wollen. Zeugen hatten den Angaben zufolge das Feuer bemerkt und Rettungskräfte alarmiert.
Mädchen sagten am Tatort aus
Eine Polizeibeamtin sagte vor Gericht aus, eines der Mädchen habe am Tatort erzählt, ihre Mutter habe die beiden Kinder zur Schule bringen wollen. Im Wald allerdings habe sie sich am Kofferraum zu schaffen gemacht und das Klicken eines Feuerzeuges sei zu hören gewesen - dann habe es gebrannt. Die Mutter habe versucht, eines der Kinder zurück zum Auto zu ziehen, das Mädchen habe sich aber losgerissen. Erst nach dieser Schilderung sei sie überhaupt von einer Straftat ausgegangen, erklärte die Beamtin. Der Verteidiger forderte, die Aussage der Mädchen dürfe nicht vor Gericht verwendet werden. Sie seien nicht ausreichend darüber belehrt worden, nicht aussagen zu müssen, und das Anwesenheitsrecht der Eltern sei missachtet worden. Der Polizeibeamtin zufolge konnte die Mutter das Gespräch jedoch mit anhören. Die 55-Jährige habe am Tatort apathisch und abwesend gewirkt.
Polizist: Vater der Kinder berichtete von Streit um Sorgerecht
Die Frau kam mit schweren Brandwunden am Oberkörper und am rechten Arm in ein Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass sie Angst davor hatte, das Sorgerecht zu verlieren. Ein Polizeibeamter erklärte vor Gericht, in einem Telefongespräch habe der Vater der Kinder einen Sorgerechtsstreit erwähnt. Seine Ex-Frau habe demnach damit gedroht, sich und die Kinder zu töten, wenn sie das Sorgerecht verliere. Die Kinder befinden sich nun in der Obhut des Vaters. Für den Prozess sind sieben weitere Verhandlungstage geplant. Ein Urteil wird nicht vor Dezember erwartet.