Kangals: Warum Hirtenhunde zum Problem für Tierheime werden

Stand: 25.02.2023 08:38 Uhr

Herdenschutzhunde wie Kangals und Owtscharka werden immer häufiger von ihrem Haltern ins Tierheim gebracht - meist aus Überforderung. Das ist ein Problem für Tierheime, denn die sind jetzt schon voll.

von Anja Schlegel

Ein Kangal wie der sieben Jahre alte "Jogi Bär" braucht Platz. Einen Raum im Tierheim, der sonst für drei bis vier Hunde reicht, braucht "Jogi", wie er kurz genannt wird, für sich allein. Bei Futter kennt er keine Freunde, ebenso wenig duldet er Fremde in seinem Territorium. Es ist schon absehbar, dass der Platz, den "Jogi" und der kaukasische Hirtenhund "Boris" im Tierheim Hannover brauchen, für andere Hunde fehlt. Und das, während viele Tierheime zurzeit Rekord-Aufnahmezahlen melden und manche sogar einen Aufnahmestopp verhängen mussten.

Besitzer sind mit Herdenschutzhunden oft überfordert

Seit Jahren schon werden immer mehr Herdenschutzhunde wie Kangals oder Owtscharka aus mangelnder Sachkenntnis und der damit verbundenen Überforderung ihrer Besitzer abgegeben. Viele dieser Hunde fristen dann ihr restliches Leben im Tierheim. Rüde "Jogi" ist auch schon seit 2016 dort. Diese großen Hunde wieder zu vermitteln, ist schwierig. Denn die Halter brauchen viel Erfahrung.

Herde vor Wolf und Bär schützen

Happy End in den richtigen Händen: Kangal "Butters" mit seiner neuen Besitzerin Maria Helmold aus Schwarmstedt. © Anja Schlegel Foto: Anja Schlegel
Maria Helmold aus Schwamstedt holte Kangal "Butters" aus dem Tierheim zu sich.

Das liegt auch am Charakter der Tiere. Seit etlichen Generationen werden Kangals oder Owtscharka mit dem Ziel gezüchtet, eine Herde vor Räubern zu schützen. Das ist keine neue Idee: Schon vor vielen Tausend Jahren wurden Kangals allein mit ihrer Herde in die Weiten der Karpaten oder Anatoliens geschickt. Dort zogen die Hunde mit den Weidetieren umher und schützten sie vor Bären und Wölfen. Die Hunde sind darauf geeicht, im Fall der Fälle eine Entscheidung zu treffen.

Besondere Hunde: Kangals sind nur etwas für Profis

Genau das wird im Alltag oft zum Problem: Die bis zu 60 Kilogramm schweren Kangals sind nur etwas für Hundeprofis. Sie brauchen Raum, Zuwendung und klare Ansagen. In der norddeutschen Tiefebene sind beim Spazierengehen aber unter anderem Schafherden anzutreffen und viele andere Menschen, die ebenfalls ihre Hunde ausführen. Halter von Kangals sollten deshalb ihren Hund gut trainieren und sozialisieren.

Schutz vor Wölfen - auch in Niedersachsen

Seit der Wolf auch bei uns wieder vorkommt, werden diese Hunderassen für Nutztierhalter in Niedersachsen interessant. Einige Schäfereien setzen dabei auf Kangals. Die Hunde wachsen dann gemeinsam mit Schafen, Ziegen oder anderen Weidetieren auf.

Training ist wichtig

In den richtigen Händen kann ein Kangal sogar ein Familienhund werden. Maria Helmold aus Schwarmstedt hat vor einigen Jahren "Butters" aus dem Tierheim geholt. Und - auch wenn es nicht einfach war - mit dem Kangal ihren Traumhund gefunden. Dafür brauchte Maria Helmold vor allem Geduld. Die Halterin musste lernen, wie ihr Hund tickt und in der jeweiligen Situation schnell die Führung übernehmen - bevor ihr Hund entscheidet. Damit Maria Helmold für "Butters" unangefochten die Rudelchefin bleibt, hilft es, dass sie genauso unnachgiebig ist wie der Hund.

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