Jahrzehntelange Erpressungsserie aufgeklärt: 70-Jähriger gefasst
Ein 70 Jahre alter Mann aus dem Raum Hannover ist als mutmaßlicher Urheber von mehr als 360 Erpresserschreiben aufgeflogen. Er soll bundesweit Lebensmittelhersteller und Hotelbetreiber erpresst haben.
Den Betrieben soll er auf handgeschriebenen Postkarten mit einer Briefbombe gedroht haben, wie die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei (Kripo) im bayerischen Kempten am Donnerstag mitteilten. Gefordert habe der Senior jeweils 500.000 Euro. Die Serie hatte nach Angaben von Kripo und Staatsanwaltschaft 1992 begonnen. "Das Motiv ist noch völlig unklar", sagte der Kemptener-Kripo-Leiter.
Post im Verteilzentrum überwacht

Die Kripo in Kempten war in dem Fall aktiv geworden, weil es Anfang April auch im Allgäu mehrere Erpresserpostkarten gegeben hatte. Auf die Spur gekommen waren die Ermittler dem Senior, weil er die Postkarten im Raum Hannover versandt hatte. Dort ließen sie die Post in einem Verteilzentrum überwachen, und die Handschriften auf anderen Postsendungen mit den Erpresserschreiben abgleichen. Auf mehreren privaten Postkarten mit angegebener Adresse entdeckten sie dann die Handschrift von den Erpresserschreiben wieder. Die DNA des 70-Jährigen konnten die Ermittler anschließend auf 70 Postkarten nachweisen. Die Ermittlungen laufen noch.
Waren die Drohschreiben ernst gemeint?
Die Ermittler sind sich noch unsicher, ob es sich bei den Postkarten um ernst gemeinte Erpressungsversuche handelte. So habe der 70-Jährige nicht angegeben, wie das Geld übergeben werden soll. Auch habe er keinen weiteren Kontakt zu dem Unternehmen aufgenommen, nachdem er die Postkarten verschickt hatte. Weil die Staatsanwaltschaft nicht von einer Fluchtgefahr ausgeht, hat sie keinen Haftbefehl beantragt. Seit der Durchsuchung der Wohnung des Mannes in Hannover sind nach Angaben der Kripo und Staatsanwaltschaft Kempten keine weiteren Fälle bekannt geworden.
