VIDEO: Hannover: 40-Jährige wegen Mordes vor Gericht (2 Min)

Illegales Autorennen? Fahrerin entschuldigt sich unter Tränen

Stand: 24.02.2023 16:20 Uhr

Eine 40-Jährige verantwortet sich seit Freitag wegen Mordes vor dem Landgericht Hannover. Sie soll bei einem illegalen Autorennen in Barsinghausen einen Unfall verursacht haben. Zwei Kinder starben.

Nach der Anklageverlesung am Vormittag bekam die Beschuldigte das Wort. Unter Tränen bat sie die Eltern der beiden bei dem Unfall getöteten Jungs in einer Erklärung um Entschuldigung. "Es war kaum erträglich, mit dieser Schuld zu leben, zumal ich selbst drei Kinder habe", sagte die Fahrerin des Unfallwagens. Den Vorwurf des illegalen Rennens bestritt sie. Sie habe in einer psychischen Ausnahmesituation während eines Überholvorgangs eine falsche Entscheidung getroffen. Der ihr unbekannte andere Fahrer habe wider Erwarten beschleunigt, als sie das Überholmanöver eigentlich beenden wollte. "Ich hatte keinerlei Intention, mich mit irgendjemandem zu messen."

Staatsanwaltschaft sieht Mord-Merkmal erfüllt

Die Anklage wirft der Frau vor, am 25. Februar vergangenen Jahres auf einer Straße in Barsinghausen (Region Hannover) mit einem anderen Autofahrer um die Wette gerast zu sein. Die Frau soll einen tödlichen Unfall billigend in Kauf genommen haben. Dem mitangeklagten 40 Jahre alten Mann wirft die Staatsanwaltschaft unter anderem Beihilfe zum Mord und zur gefährlichen Körperverletzung vor. Er ließ durch seine Verteidiger eine Erklärung verlesen. Demnach hatte er auf gerader Strecke Musik gehört und war in Gedanken bei seiner Familie. Den Wagen der Frau will er erst wahrgenommen haben, als er links neben ihm auftauchte. Dann habe er gebremst, um dem überholenden Fahrzeug Platz zu machen. Die Angeklagten saßen beide am Steuer hochmotorisierter Fahrzeuge, sie fuhr eine Limousine mit rund 250 PS, er einen SUV mit 310 PS als Dienstwagen.

Mit Tempo 180 in der 70er-Zone

Die beiden Beschuldigten sollen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft in zwei Fahrzeugen eine längere Strecke mit 180 Kilometern pro Stunde nebeneinanderher gefahren sein - auf der Straße mit einer Spur je Richtung gilt Tempo 70. In einer Rechtskurve soll die Frau, die teilweise im Gegenverkehr gefahren sein soll, ins Schleudern geraten sein. Sie kollidierte zunächst seitlich mit dem entgegenkommenden Fahrzeug eines damals 50-Jährigen, bevor sie frontal mit dem Auto einer vierköpfigen Familie zusammenstieß. Der Wagen der Familie wurde auf eine Pferdekoppel geschleudert - "wie eine Billardkugel", sagte eine Polizistin am Freitag. Die zwei und sechs Jahre alten Kinder starben. Die Eltern, der 50-Jährige und die damals 39 Jahre alte mutmaßliche Unfallverursacherin erlitten schwere Verletzungen.

Urteile sind für den 30. März geplant

Knackpunkt des Verfahrens wird dem Vorsitzenden Richter zufolge jetzt sein, ob ein Tötungsvorsatz festgestellt wird. Am 2. März sollen Zeugen des mutmaßlichen illegalen Rennens und des anschließenden Unfalls vernommen werden. Das Gericht hat insgesamt zehn Verhandlungstage angesetzt. Die Urteile sollen am 30. März fallen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 24.02.2023 | 13:00 Uhr

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