Geschlossene Kindertagespflege: Runder Tisch geplant
Nachdem der Landkreis Hameln-Pyrmont eine Kindertagespflege in Bad Münder wegen Verdachts der Kindeswohlgefährdung geschlossen hat, soll ein runder Tisch Lösungen bringen.
Dabei solle es vor allem darum gehen, Wege zu finden, wie die betroffenen Kinder zeitnah wieder betreut werden können, teilte der Landkreis mit. Der Konflikt zwischen dem Landkreis und der Leiterin solle kein Thema des Runden Tisches sein. Teilnehmen könnten demnach der Förderverein der Tagespflege, mögliche Betreuerinnen und Betreuer, sowie die Kreisverwaltung und das Jugendamt.
Landkreis: Betreuungsschlüssel hat nicht gepasst
Die Einrichtung in Bad Münder war von einem Tag auf den anderen geschlossen worden. Betroffen sind 26 Kinder und drei Angestellte. "Bei der Überprüfung konnte lediglich festgestellt werden, dass der Betreuungsschlüssel nicht gepasst hat", sagte Leiterin Steffi Rodewald gegenüber dem NDR in Niedersachsen. Der Landkreis spricht von Missständen bei der Anzahl und Qualifikation von Betreuungskräften. Es gehe nicht um Gewalt oder sexuelle Übergriffe.
Landrat spricht von nicht qualifizierten Betreuungskräften
Landrat Dirk Adomat (SPD) verwies gegenüber dem NDR auf das Vertrauensverhältnis, das es zwischen den Eltern und den Betreuern geben müsse. In einer Tagespflegeeinrichtung würden andere Regeln gelten als in Kindertagesstätten. Einer Betreuungskraft seien normalerweise bestimmte Kinder zugeordnet. Das sei in dem Haus in Bad Münder nicht der Fall gewesen, so Adomat. "Zum einen fiel auf, dass es eine Betreuungskraft gab, die die Kinder überhaupt nicht kannte, und dass Betreuungskräfte eingesetzt wurden, die weder die Qualifikation mitbrachten, noch uns bekannt waren." In einem anderen Fall habe eine Minderjährige die Kinder betreut. Darüber hinaus seien Gruppen überbelegt gewesen.
Kindertagespflege geschlossen: Leiterin wehrt sich juristisch
Rodewald will mit der Unterstützung eines Anwalts juristisch gegen die Schließung der Tagespflege vorgehen. Sie wolle dafür kämpfen, dass das Haus schnell wieder geöffnet werde. Die Eltern hätten ihr versichert, dass sie mit ihren Kindern zurückkommen werden, wenn die Einrichtung wieder geöffnet habe.
Wegen Krankheitsfällen: Tagespflege-Chefin in Bad Münder bat um Hilfe
Die Leiterin der Kindertagespflege wirft dem Landkreis vor, sie bei Personalausfällen nicht unterstützt zu haben. Weil Betreuungskräfte erkrankt waren, habe sie mehrfach um Hilfe gebeten. "Seit Jahren sage ich, dass der Landkreis für Vertretung zuständig ist. Es steht im Gesetz, dass, wenn eine Kindertagespflegeperson ausfällt, der Landkreis für eine Vertretung sorgen muss." Der Landkreis habe das ignoriert und stattdessen Kontrolleure in die Einrichtung geschickt, sagt sie.
Landkreis will alternative Betreuung organisieren
Wenn Personen längerfristig erkrankt waren, habe der Landkreis Ersatzkräfte gestellt, erklärte dagegen Landrat Adomat. Bei nur wenigen Krankentagen sei das aber nicht möglich. Den betroffenen Eltern mit Kindern in der Tagespflege bietet der Landkreis nun an, alternative Betreuungskräfte zu organisieren. Der Vater eines Kindes sagte dem NDR dazu, das habe er selbst bereits versucht - alle Kräfte seien überlastet, es sei kein Platz mehr frei.
Eltern sind verärgert über das Vorgehen der Behörden
Bei den betroffenen Eltern sorgt die Schließung der Tagespflege für Unverständnis. Die Mutter eines Kindes aus der Tagespflege sprach gegenüber dem NDR von einer "Frechheit" der Behörde. "Wenn man die Erzieher oder das gesamte Personal der Krümelkids kennt, weiß man, dass die sehr herzlich sind mit den Kindern. Für alle Beteiligten ist das sehr schlimm. Wir sind ja alle berufstätig hier." Eine andere Mutter verwies darauf, dass der Landkreis vielleicht nach dem Buchstaben des Gesetzes vorgehe, aber selbst nicht an das Kindeswohl gedacht habe. Ihrem Sohn sei es in dem Haus sehr gut gegangen.