Stand: 11.07.2013 10:51 Uhr

Chronologie: "Krümelmonsters" Keks-Klau

Die Brezelmänner, ein Wahrzeichen am Stammhaus. © NDR/doc.station GmbH
Die Brezelmänner mit dem goldenen Leibniz-Keks sind das Wahrzeichen am Bahlsen-Stammhaus in Hannover.

Es ist ein Fall, der die ganze Welt bewegt. Am Stammsitz des Keks-Herstellers Bahlsen in Hannover wird Anfang 2013 ein vergoldeter, rund 20 Kilogramm schwerer Messing-Keks gestohlen. 100 Jahre hing das Wahrzeichen zwischen zwei sogenannten Brezelmännern befestigt an dem Gebäude in der Podbielskistraße. Während die Polizei ermittelt, meldet sich das "Krümelmonster" in einem Erpresserbrief zu Wort, stellt Forderungen an Bahlsen und gibt den Keks gut zwei Wochen später zurück. Eine Chronologie der Ereignisse.

21. Januar 2013: Eine Mitarbeiterin des Keks-Herstellers entdeckt, dass das Firmen-Wahrzeichen nicht mehr an seinem Platz hängt. Das Unternehmen alarmiert die Polizei. Wann genau der goldene Keks aus fünf Metern Höhe abmontiert wurde, ist nicht klar. Möglicherweise blieb der Diebstahl tagelang unentdeckt. Bahlsen setzt eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro zur Ergreifung des Diebs aus.

28. Januar: Die Polizei hat erste Ermittlungsansätze: Zeugen wollen beobachtetet haben, dass sich am Nachmittag des 11. Januar zwei Männer in dunkler Arbeitskleidung an dem goldenen Keks zu schaffen machten. Einer der beiden Männer soll auf einer Leiter gestanden haben.

Links: Erpresserbrief des Krümelmonsters: "Geschrieben" aus ausgeschnittenen Teitungsbuchstaben. Rechts: Foto des Krümelmonsters wie es in den goldenen Leibniz-Keks beißt. (Bildmontage) © dpa-Bildfunk Foto: Michael Thomas/HAZ/dpa
Das Erpresserschreiben ist mit "Krümelmonster" unterzeichnet.

29. Januar: Bei der Firma Bahlsen und der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" geht ein Erpresserbrief ein. Der Brief enthält ein Foto, auf dem eine Person in einem blauen Krümelmonster-Kostüm in einen großen goldenen Leibniz-Keks beißt. Das Bekennerschreiben selbst ist aus aufgeklebten Buchstaben zusammengesetzt, unterschrieben mit "Krümelmonster". Der Erpresser fordert von Bahlsen, alle Stationen im Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover mit Leibniz-Keksen zu versorgen und die ausgesetzte Belohnung von 1.000 Euro an das Tierheim Krähenwinkel in Langenhagen zu spenden. Andernfalls lande der Keks bei Oskar in der Tonne.

29. Januar: Über den Kurznachrichtendienst Twitter meldet sich das echte Krümelmonster zu Wort: "Me no steal the golden cookie. But me willing to help find real cookie thief!" ("Ich habe den goldenen Keks nicht gestohlen. Aber ich werde helfen, den wahren Keks-Dieb zu finden!") twittert es über den Account der amerikanischen Sesamstraße.

30. Januar: Unternehms-Chef Werner M. Bahlsen will auf die Forderung des Erpressers nicht eingehen. "Wir lassen uns nicht erpressen", sagt er auf einer Pressekonferenz in Hannover. Er appelliert an die Keks-Entführer, das Wahrzeichen der Firma zurückzugeben. Bahlsen geht einen Schritt auf die Keks-Entführer zu und kündigt an, 52.000 Packungen Leibniz Kekse an 52 soziale Einrichtungen zu spenden. Mittlerweile sorgt "Krümelmonsters" Keks-Diebstahl auch in anderen Ländern - vor allem in den USA - für Schlagzeilen.

Das Bahlsen-Keks klauende Krümelmonster hat nun seine eigene Facebook-Seite. © twitter
Der Keks-Klau wird zu einem großen Thema in den sozialen Netzwerken wie Facebook.

31. Januar: Im Internet bewegt die Erpressung die Nutzer sozialer Netzwerke. Bei Facebook entsteht eine eigene Seite zum Fall mit mehr als 1.600 Fans. Ein paar Anhänger fordern jetzt: "Gib den Keks zurück." Die Mehrheit der Facebook- und Twitter-Nutzer schwimmt aber auf der humoristischen Welle mit, die der Keksklau ausgelöst hat. Einige sind der Meinung, dass es sich um eine PR-Aktion von Bahlsen handelt. Das dementiert der Keks-Hersteller allerdings mehrfach.

4. Februar: Nachdem das "Krümelmonster" tagelang nichts von sich hören ließ, taucht ein neuer Brief bei der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" auf. In dem abermals aus Papierschnipseln zusammengesetzten Schreiben kündigt der Erpresser an, den Keks zurückzugeben.

5. Februar: Ein vergoldeter Keks taucht vor der Leibniz Universität Hannover auf. Er hängt der Sachsenross-Statue um den Hals. Der Keks ist echt. Es handelt sich um das tagelang vermisste Original, wie die Polizei nach einer Überprüfung mitteilt.

6. Februar: Der Keks ist zurück. Doch wer der Erpresser war, ist nach wie vor unklar. Die Polizei sucht weiter nach dem "Krümelmonster". "Es sollte nicht vergessen werden, dass es hier um eine bedeutende Straftat geht, um Diebstahl und versuchte Erpressung", sagt Frank Federau, Sprecher des Landeskriminalamtes.

7. Februar: Neue Post vom "Krümelmonster": Bei der "HAZ" geht erneut ein Schreiben ein - darin fordert der Verfasser die Firma Bahlsen auf, die Spende nicht zu vergessen. Außerdem hat er ein "Beweisfoto" beigelegt, dass eine Person im blauen Kostüm unter dem Wahrzeichen am Bahlsen-Stammsitz an der Podbielskistraße zeigt.

7. März: Die Untersuchungen am Bahlsen-Keks sind abgeschlossen. Die Ermittler geben den goldenen Keks zurück an Firmenchef Werner M. Bahlsen.

8. März: Bahlsen startet wie versprochen seine Spendenaktion. Eine Woche lang können sich gemeinnützige Einrichtungen bewerben. Dann sollen 52 ausgelost werden, die jeweils 1.000 Kekspackungen erhalten.

13. März: Den Verkaufszahlen von Bahlsen hat die aufsehenerregende Geschichte alles andere als geschadet. Die Berichterstattung über die skurrile Entführung und Rückgabe des Wahrzeichens soll einen Gegenwert von etwa 1,7 Millionen Euro haben.

14. März: Die Staatsanwaltschaft Hannover lässt zwei Tatvorwürfe gegen die mutmaßlichen Entführer fallen. Es werde nicht mehr wegen Erpressung und Diebstahls ermittelt, weil der Keks ohne vorherige Gegenleistung zurückgegeben wurde.

14. März: Die Empfänger für die 52.000 Packungen Kekse stehen fest. Aus 1.400 Bewerbern wurden 52 gemeinnützigen Institutionen ausgelost. Die Gewinner sind über das ganze Bundesgebiet verteilt, darunter diverse Fördervereine für Schulen und Kindertagesstätten sowie Vereine für Jugendarbeit und Krankenhäuser.

15. März: Der Fernsehsender RTL behauptet, die wahren Diebe des Leibniz-Kekses interviewt zu haben. Gezeigt werden drei in weiße Maleranzüge gehüllte Personen, die ihre Gesichter mit Sturmhaube und Sonnenbrille verdeckt haben.

27. März: Bisher sind 27 Organisationen mit Keksen versorgt. Unter anderem hat die Diakonie Himmelsthür bei Hildesheim 1.000 Pakete mit Schokoladen-Butterkeksen erhalten. Bis nach Ostern will Bahlsen alle Keks-Spenden verteilt haben.

Ein goldener Keks liegt auf einer roten Oberfläche. © NDR.de Foto: Angela Hübsch
Nach dem Diebstahl kommt der Keks zunächst ins Museum.

19 April: Der berühmte Gold-Keks kommt ins Museum. Er wird vom 26. April an vier Wochen lang im Rahmen einer Ausstellung mit Werken von Bernhard Hoetger im Landesmuseum Hannover gezeigt. Firmengründer Hermann Bahlsen war Mäzen des Künstlers.

07. Mai: Die Staatsanwaltschaft Hannover stellt das Verfahren wegen des Keks-Diebstahls ein, weil ein Täter nicht ermittelt werden konnte.

11. Juli: Der Keks wird wieder am Firmensitz montiert - vorsorglich mit Videoüberwachung.

Geschichte
Firmengründer Hermann Bahlsen mit seinen Söhnen. © NDR/doc.station GmbH/Bahlsen

Hermann Bahlsen: Mit Keksen auf den Weltmarkt

1889 gründete Hermann Bahlsen in Hannover eine "Cakes-Fabrik". Am 6. November 1919 ist der Patron des Keks-Imperiums gestorben. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Hannover | 21.01.2013 | 17:00 Uhr

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