Mikrophone und Akten im Landgericht Göttingen. © picture alliance/dpa | Swen Pförtner Foto: Swen Pförtner

MPU-Gutachten gefälscht? Prozess gegen vier Männer hat begonnen

Stand: 10.04.2024 09:41 Uhr

Am Montag hat vor dem Landgericht Göttingen der Prozess gegen vier Männer begonnen. Sie sollen geschäftsmäßig MPU-Gutachten gefälscht und Kunden somit illegal ihre Führerscheine wiederbeschafft haben.

Insgesamt sollen die vier Angeklagten zehn Gutachten zwischen November 2019 und Juni 2020 gefälscht haben. Dabei sind die Männer im Alter zwischen 33 und 64 Jahren laut der Staatsanwaltschaft Göttingen geschäftsmäßig vorgegangen. Demnach soll ein 33-jähriger Angeklagte aus Göttingen Kundinnen und Kunden ausfindig gemacht haben, die negative MPU-Gutachten von anerkannten Begutachtungsstellen bekommen haben. Ein 64-Jähriger soll die Urkunden schließlich am Computer zu einem positiven Ergebnis verändert haben. Dabei soll ihn zum Teil auch der 47-jährige mitangeklagte Rechtsanwalt unterstützt haben, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Fälschungen zum Teil aufgeflogen

Mehrere Personen hätten daraufhin mit den gefälschten Urkunden ihren Führerschein zurückbekommen. Bei einigen Führerscheinstellen in Gifhorn, Salzgitter und Wolfsburg seien die Fälschungen jedoch aufgeflogen, so die Staatsanwaltschaft. Die Behörde wirft den vier Angeklagten bandenmäßige Urkundenfälschung von Medizinisch-Psychologischen Untersuchungen (MPU) vor. Diese Gutachten werden von Führerscheinbehörden angeordnet, wenn Personen beispielsweise aufgrund von Alkohol, Drogen oder zu vielen Punkten im Fahreignungsregister ihre Fahrerlaubnis verloren haben.

33-jähriger Angeklagter auf der Flucht

Zum Prozessauftakt erschienen nur drei der vier Angeklagten vor dem Landgericht in Göttingen. Ein 33-Jähriger, der bereits wegen anderer Delikte zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt wurde, blieb dem Prozess fern. Nach ihm werde gefahndet, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Behörde ist nach eigenen Angaben zufällig im Zuge der Ermittlungen gegen den 33-Jährigen auf die gefälschten MPU-Gutachten gestoßen. Nach jetzigem Stand hat das Gericht für den Prozess mehrere Verhandlungstage bis Juli angesetzt.

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