Gedenkfeier für Sally Perel: Nichte spricht über sein Vermächtnis
In Braunschweig gedachten am Mittwoch rund 80 geladene Gäste dem verstorbenen Sally Perel. Der 1925 in Peine geborene Perel hatte als Jude in der Hitlerjugend den Holocaust überlebt.
Im Mittelpunkt der Gedenkfeier stand die Botschaft für Frieden, Toleranz und Respekt, die der am 2. Februar gestorbene Perel jahrzehntelang an junge Menschen weitergegeben hat. Daran erinnerte auch die Nichte des Holocaust-Überlebenden, Neomi Perel-Brakin. In ihrer Rede im Altstadtrathaus zitierte Perel-Brakin ihren Onkel: "Ihr seid nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber ihr seid verantwortlich, dass es nie wieder passiert."
"Samen für Respekt und Toleranz gepflanzt"
Mit weiteren Angehörigen und ihrem Ehemann war Neomi Perel-Brakin eigens für die Gedenkveranstaltung aus Israel angereist. "Es ist ein sehr besonderer und berührender Tag für mich. Ich bin sehr aufgeregt. Die Menschen zollen Sally, meinem Onkel, so viel Respekt." Sally Perel habe die Samen für Respekt und Toleranz in das Bewusstsein junger Menschen gepflanzt. "Ich hoffe, die Leute werden mit uns in Kontakt bleiben, um uns zu helfen, seine Botschaft in Zukunft weiterzugeben."
Braunschweig gedenkt Ehrenbürger
Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) bezeichnete Perel als "wesentliches Element der Erinnerungskultur". Er empfinde tiefe Erschütterung angesichts von Perels Tod, aber auch große Dankbarkeit für das, was er für Braunschweig und die Region getan habe. Der im Alter von 97 Jahren im israelischen Tel Aviv gestorbene Sally Perel war Ehrenbürger der Stadt Braunschweig. Die Stadt erinnere sich besonders an seinen unermüdlichen Einsatz gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Seine Botschaft sei für die Stadt verpflichtend, so Kornblum. Daher setze man auf Prävention, ordnungsrechtliche Maßnahmen bei Demonstrationen und auf Gedenken.
Perel bei VW in Braunschweig - mitten im Krieg
In Deutschland und weltweit wurde Perel vor allem nach dem Erscheinen seiner Autobiografie "Ich war Hitlerjunge Salomon" im Jahr 1990 bekannt. In ihr beschreibt er, wie es ihm gelang, in Deutschland seine jüdische Identität zu verbergen und als Mitglied der Hitlerjugend den Holocaust zu überleben. 1941 entging er in Polen der Erschießung durch deutsche Truppen, weil er behauptete, ein "Volksdeutscher" zu sein. Danach diente er als Jugendlicher unter falschem Namen als Dolmetscher für die Wehrmacht. 1943 kam er zur Berufsausbildung ins damalige "Vorwerk" von Volkswagen nach Braunschweig. 1948 verließ Perel Deutschland, um den gerade gegründeten Staat Israel mit aufzubauen. 1999 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.