Betrunken auf dem E-Scooter: Polizei will Trend stoppen
E-Scooter sind beliebt und der Trend reißt nicht ab. Was die Polizei dabei besorgt: E-Scooter-Fahrende sind regelmäßig berauscht unterwegs. Dabei gilt hier dieselbe Promillegrenze wie beim Autofahren.
Rund 15 Polizisten stehen am Freitagabend an einem Kontrollposten in der Göttinger Innenstadt. In einer groß angelegten Aktion werden im ganzen Stadtgebiet systematisch E-Scooter- und Fahrradfahrende kontrolliert. Denn in Göttingen, wie auch in ganz Norddeutschland, fahren und verunglücken immer mehr E-Roller-Fahrende - davon viele berauscht. Allein in der südniedersächsischen Stadt wurden 2022 mehr als 240 berauschte E-Scooter-Fahrer festgestellt, im Vorjahr waren es noch gut 170.
Mit dem E-Scooter von Party zu Party
Das sei ein besorgniserregender Trend, findet Jörg Arnecke, Leiter der Präventionsabteilung der Göttinger Polizei. "Es gibt viele junge Menschen, so zwischen 16 und 30 Jahren meistens, die mit den E-Scootern unterwegs sind, beispielsweise um von einer Party zur nächsten zu fahren", berichtet Arnecke aus seinem Berufsalltag. Gerade an den Wochenenden werden die elektrischen Flitzer überdurchschnittlich viel genutzt - und zwar besonders in den späteren Stunden. Das fand eine Nutzungsanalyse über E-Scooter der Mobilitätsberatung Civity heraus. So sorgt sich die Göttinger Polizei, dass die Scooter eher als spaßiges Spielzeug und nicht als vollwertiges Verkehrsmittel angesehen werden. Der Trend der Trunkenheits- und Drogenfahrten sei 2023 weiterhin steigend, sagt Arnecke.
E-Roller sind Kraftfahrzeuge, genauso wie Autos
Rechtlich gesehen gelten E-Roller als Kraftfahrzeug. Daher gelten auch die gleichen Alkoholgrenzen wie beim Autofahren. Ab 0,5 Promille droht ein Fahrverbot, im schlimmsten Fall ist der Führerschein ganz weg. Wer zum ersten Mal mit mehr als 0,5 Promille am Lenker erwischt wird, muss 500 Euro Strafe zahlen. Außerdem steht ein einmonatiges Fahrverbot an.
Einsatzleiter: Gespräch auf Augenhöhe bringt mehr als Bußgeld
Allein durch Kontrollen möchte die Göttinger Polizei das Problem nicht lösen. "Ein Gespräch auf Augenhöhe mit den Bürgern bewirkt meist deutlich mehr, als einfach nur ein Bußgeld zu verhängen", erklärt Einsatzleiter André Hupp. So sollen die E-Scooter-Fahrerinnen und -Fahrer für die Regeln sensibilisiert werden, damit eine Trunkenheitsfahrt in Zukunft gar nicht erst stattfindet.
Alkohol im Spiel? Probleme mit Versicherung
Denn dabei kann noch mehr passieren als der Verlust des Führerscheins, sagt Arnecke: "In dem Moment, wo ich den E-Scooter unter Einfluss von Alkohol oder berauschenden Mitteln fahre und einen Unfall verursache, muss ich mit Problemen bei der Schadensregulierung rechnen." Das heißt, dass die Versicherung den Schaden im Zweifel nicht übernimmt. So können deutlich höhere Kosten auf die Nutzenden zukommen als nur ein Bußgeld.
Polizeipräsidentin: Unfallfolgen werden unterschätzt
Die Trunkenheitsfahrten sind kein Problem, das sich nur auf die beschauliche Studierendenstadt Göttingen beschränkt. Deutschlandweit ist das Fahren unter Alkoholeinfluss mittlerweile die zweithäufigste Ursache für Unfälle mit E-Scootern, so eine ADAC-Erhebung. "Die möglichen Unfallfolgen - insbesondere bei Fahrten unter Einfluss von Alkohol oder Drogen - werden gänzlich unterschätzt", so Göttingens Polizeipräsidentin Tanja Wulff-Bruhn in einer Mitteilung. "Wir werden daher auch zukünftig die E-Scooter-Nutzer im Fokus behalten und gezielte Kontrollen durchführen."
Kontrolle in Göttingen: 225 Verstöße, aber kein betrunkener E-Scooter-Fahrer
Das Ergebnis der Kontrolle am Freitagabend: Kein berauschter E-Scooter-Fahrer ist der Polizei ins Netz gegangen. Dafür wurden zahlreiche andere Vergehen geahndet - beispielsweise das Fahren entgegen der Einbahnstraße. Insgesamt kontrollierten Beamte mehr als 270 Verkehrsteilnehmende. Sie stellten 225 Verstöße fest, darunter eine Trunkenheitsfahrt mit dem Auto.