Abgas-Skandal: VW-Manager bleibt in USA in Haft
Der in den USA wegen Betrugs angeklagte VW-Mitarbeiter bleibt vorerst im Gefängnis. Der Manager soll eine wichtige Rolle im Abgas-Skandal gespielt haben: Er habe die Betrugssoftware bei Diesel-Fahrzeugen von Volkswagen nicht offengelegt, so der Vorwurf. Richter William C. Turnoff setzte für Donnerstag eine Anhörung an. Bis dahin bleibt der frühere Leiter der Abteilung, die bei VW in den USA für die Einhaltung von Umweltvorschriften verantwortlich war, in Haft. Die Verhaftung fällt in eine Zeit, die mit Beginn der Automesse in Detroit für VW ein Wendepunkt nach dem Abgas-Skandal sein sollte - ein vorsichtiger Neustart für die Marke in ihrem schwierigsten Markt. Doch es kam anders.
Vorwurf gegen Chef-Etage
Erst wurde der VW-Manager Oliver S. am Wochenende vom FBI in den USA festgenommen. Dann veröffentlichten Ermittler einen weiteren Vorwurf, der Volkswagen erneut in ernste Bedrängnis bringen könnte: Das leitende Management soll diese Vertuschung des Abgas-Skandals abgesegnet haben. Das hätten Kronzeugen ausgesagt. Der Konzern wollte sich dazu nicht äußern.
Aktionäre zu spät über Vertuschungen informiert?
Wenn sich die Vorwürfe erhärten, könnte das ein neues Problem für VW werden. Bislang lautete die Verteidigungslinie des Konzerns: Die Abgas-Manipulationen gehen auf eine kleine Gruppe von Ingenieuren zurück. Diese Argumentation ist aus strafrechtlicher Sicht wichtig, weil in dem Fall wichtige Manager straffrei blieben. Sie könnte auch relevant für die Klagen von Anlegern sein. Der Vorwurf lautet hier, die Konzernspitze habe Aktionäre zu spät über den Skandal informiert. Wenn VW-Managern zu einem früheren Zeitpunkt Vertuschung nachgewiesen werden kann, wäre das Wasser auf die Mühlen von Klägeranwälten, die für Aktionäre Schadenersatz herausholen wollen.
Festgenommener in Miami vor Gericht
Der festgenommene S. soll eine Schlüsselrolle bei dem Versuch gespielt haben, den Abgas-Skandal zu vertuschen. Daher werde ihm Verabredung zum Betrug vorgeworfen, schreibt die "New York Times". Vom Konzern heißt es, man arbeite weiter eng mit dem US-Justizministerium zusammen, werde sich zu laufenden Untersuchungen aber nicht äußern.
Manager in Deutschland im Visier?
Neben Oliver S. sollen auch hochrangige Manager in Deutschland ins Visier der US-Ermittler geraten sein. Das berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Die Ermittler wollen auch sie zur Rechenschaft ziehen, schreibt die Agentur unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person. In der vergangenen Woche war ein VW-Manager in Südkorea wegen der Fälschung von Zulassungsdokumenten für Importautos zu anderthalb Jahren Haft verurteilt worden. Nach Ansicht des Gerichts hatte der Manager Angaben zu Schadstoffemissionen und zur Lautstärke gefälscht und damit gegen Umweltrecht verstoßen.
VW hat 2016 wieder mehr Autos verkauft
Trotz der andauernden Ermittlungen im Abgas-Skandal und des erlittenen Image-Schadens hat die Marke Volkswagen im vergangenen Jahr weltweit knapp sechs Millionen Autos verkauft. Das sei ein Absatz-Plus von 2,8 Prozent, teilte der VW-Markenchef Herbert Diess in Detroit mit. Verantwortlich dafür war vor allem der chinesische Markt. Dort konnte der Absatz um 14 Prozent gesteigert werden. Demnach ging mit drei Millionen Fahrzeugen die Hälfte aller ausgelieferten VW-Modelle nach Fernost. In den USA gingen die Verkaufszahlen dagegen um 7,6 Prozent zurück. Auch im Heimatmarkt Deutschland verzeichnete die Kernmarke ein Minus von 7,2 Prozent - hierzulande wurden knapp 560.000 Pkw ausgeliefert. VW-Vertriebschef Jürgen Stackmann sprach von einem erfreulichen Jahresabschluss, der Mut mache für 2017. Die VW-Kunden hätten der Marke in herausfordernden Zeiten die Treue gehalten.
Neues Modell in den USA
Auch in den USA blickt VW weiterhin optimistisch in die Zukunft: Man sei entschlossen, in den nächsten zehn Jahren ein wichtiger und profitabler Hersteller in den USA zu werden", so Diess. Dazu beitragen soll ein neuer Stadt-Geländewagen. VW stellte das neue Tiguan-Modell für den US-Markt kurz vor Beginn der Automesse in Detroit vor.