Zweites Feuer an türkischer Moschee - Polizei erhöht Schutz

Stand: 31.05.2023 13:19 Uhr

In dem Gebäudekomplex einer türkischen Moschee in der Nordstadt von Hannover hat es innerhalb von 24 Stunden zwei Mal gebrannt. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und erhöht die Sicherheitsmaßnahmen.

In der Nacht zu Dienstag war ein Feuer an einem Imbiss ausgebrochen, der sich unterhalb der Moschee am Weidendamm im hannoverschen Stadtteil Nordstadt befindet. Wie eine Polizeisprecherin dem NDR in Niedersachsen bestätigte, war am folgenden Nachmittag erneut ein Gegenstand im Innenhof des Gebäudekomplexes in Brand gesetzt worden. Einen Zusammenhang kann die Polizei aktuell nicht ausschließen. Der Schutz der betroffenen Moschee sei erhöht worden, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums. Es gebe aber aktuell keine Anhaltspunkte für eine konkrete Gefährdungslage aller Moscheen in Niedersachsen. Es werde alles unternommen, um den Vorfall aufzuklären, sagte der Sprecher. Man wolle ein Signal an die türkische Community senden, "dass das hier nicht unter den Tisch fällt, sondern dass wir das sehr, sehr, sehr ernst nehmen".

Polizei: Molotowcocktails verursachen erstes Feuer an Moschee

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Der Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums Oliver Grimm spricht während einer Pressekonferenz. © NDR
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Feuer in Moschee: "Nehmen Vorfall sehr, sehr, sehr ernst"

Das Innenministerium mache alles, um die Brandstiftung am Gebäude der Moschee aufzuklären, sagte Sprecher Oliver Grimm. (31.05.2023) 1 Min

Das Feuer in der Nacht zu Dienstag ist nach bisherigen Ermittlungen der Polizei vorsätzlich verursacht worden. Konkret seien Molotowcocktails geworfen worden, sagte Polizeipräsidentin Gwendolin von der Osten dem NDR in Niedersachsen. Einen politischen Hintergrund könne die Polizei nicht ausschließen, es gebe jedoch auch keine Hinweise darauf, wer die Täter sein könnten. Möglicherweise habe sich die Tat auch direkt an den Döner-Imbiss gerichtet, erklärte das Innenministerium. Dieser gehöre aber direkt zu der Moschee. Überprüft wird demnach auch, ob die Tat im Zusammenhang mit der Präsidentschaftswahl in der Türkei steht. Der Staatsschutz ermittele in alle Richtungen, sagte der Ministeriumssprecher.

Landesverband der Muslime: Moscheegemeinde nach Vorfall besorgt

Der Vorsitzende des Landesverbands der Muslime, Recep Bilgen, sprach auf Twitter von einem "Anschlag auf die größte Moschee in Hannover" und forderte eine lückenlose Aufklärung der Geschehnisse sowie den Schutz der Gotteshäuser. Die Gemeinde sei besorgt, dass dieser Vorfall genau am 30. Jahrestag des rechtsextremen Brandanschlags in Solingen (Nordrhein-Westfalen) passierte, so Bilgen. Der Imbiss, auf den der mutmaßliche Brandanschlag verübt wurde, gehört laut Bilgen zu dem Moschee-Komplex. Die türkische Gemeinde in Hannover habe bisher noch keine Bedrohung erfahren, so Bilgen. Zudem habe es vor Ort keine Anzeichen wie rechtsextreme Symbole oder Schriftzüge gegeben. Die Menschen in der Gemeinde hätten Bedenken und hofften, dass man ihnen ihr Sicherheitsgefühl wiedergeben könne, sagte Bilgen.

Passanten konnten Feuer in der Nacht löschen

Gegen 1.20 Uhr in der Nacht war das erste Feuer gemeldet worden, wie die Polizei mitteilte. Passanten konnten den Brand demnach bereits vor dem Eintreffen der Feuerwehr löschen. Kunststoffmöbel vor dem Imbiss hätten Feuer gefangen. Der Brand beschädigte zudem die Fassade und ein Fenster. Verletzt wurde niemand. Der Kriminaldauerdienst Hannover führte in der Nacht eine Spurensicherung sowie erste Befragungen vor Ort durch. Momentan werden einige Zeugenhinweise überprüft. Die Polizei bittet aber weitere Personen, die Hinweise zu dem Feuer geben können, sich beim Kriminaldauerdienst Hannover unter der Telefonnummer (0511) 109- 5555 zu melden.

Landesregierung verspricht schnelle Aufklärung

Regierungssprecherin Anke Pörksen (SPD) äußerte sich am Dienstag zu dem Feuer. "Die niedersächsische Landesregierung nimmt diesen Vorfall besorgt zur Kenntnis. Die Polizei wird alles daran setzen, die Hintergründe dieses Brandes schnell und umfassend aufzuklären", so Pörksen. Auch Innenministerin Daniela Behrens (SPD) versprach auf Twitter eine zügige und gründliche Aufklärung.

Landesbischof Meister: Muslime müssen Glauben ausüben können

Ralf Meister, Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, hat ebenfalls auf den Vorfall reagiert. Gemeinsam mit Vertretern der jüdischen Gemeinde wollte er der Moscheegemeinde am Dienstag einen Solidaritätsbesuch abstatten. Meister betonte, muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger müssten sich in Deutschland in der Ausübung ihres Glaubens zu jeder Zeit sicher fühlen können. In Hannover bestehe ein friedliches Miteinander der unterschiedlichen Religionen sowie ein intensiver und vertrauensvoller Austausch. "Als evangelische Kirche setzen wir uns mit allen Kräften dafür ein, dass das nicht durch feige Anschläge gefährdet wird und stehen solidarisch an der Seite der muslimischen Gemeinden", so der Bischof.

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Das Rathaus am Maschsee. © NDR Foto: Julius Matuschik
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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 31.05.2023 | 12:00 Uhr

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