Ein totes Reh am Straßenrand. Zu dpa: "Erhöhtes Risiko für Wildunfälle durch Zeitumstellung". © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Wegen Zeitumstellung: Gefahr von Wildunfällen steigt wieder

Stand: 24.03.2023 20:15 Uhr

Mit der Uhrenumstellung in der Nacht zu Sonntag verschiebt sich der Pendlerverkehr um eine Stunde nach vorn - in den Zeitraum, in dem Wildtiere morgens die Straßen queren. Das Unfallrisiko steigt erheblich.

von Göran Ladewig

Manchmal ist es mitten in der Nacht, wenn bei Jägern wie Rüdiger Köhler aus Schüttorf (Landkreis Grafschaft Bentheim) das Telefon klingelt. Dann ruft die Polizei wegen eines Wildunfalls an. Der zuständige Jäger im Revier beseitigt das tote Tier von der Straße und dokumentiert den Wildunfall. Ab Sonntag - mit der Zeitumstellung - wird das wieder deutlich häufiger als das restliche Jahr über geschehen.

Zeitumstellung: Pendlerverkehr und Wildwechsel überlappen sich

Wildtiere wechseln mehrmals am Tag ihren Aufenthaltsort, wie Jäger Köhler erklärt. Hier schlafen sie, dort finden sie Futter, woanders halten sie sich tagsüber auf. Morgens wechseln die Tiere ihren Standort in der Dämmerung. Wenn die meisten Niedersachsen morgens zur Arbeit fahren, ist die Dämmerung derzeit schon vorbei, die Sonne aufgegangen. Legen die Pendler ihre Wege aber nach der Zeitumstellung eine Stunde früher zurück, überlappen sich Morgenverkehr und Wildwechsel.

Auch Wildtiere bekommen "Frühlingsgefühle"

Aber auch das Wild ändert seinen Tagesrhythmus im Frühjahr und erhöht damit die Gefahr für Unfälle. Weil der Tag länger hell ist, ändert sich der Hormonhaushalt der Tiere. Insbesondere das Rehwild wird dann aktiver. "Und es finden tatsächlich auch Revierkämpfe statt, bei denen alteingesessene Rehböcke beispielsweise die jungen vertreiben, und die vagabundieren dann umher und treffen dann auch auf Straßen", erklärt Köhler, der auch Vorsitzender der Jägerschaft Grafschaft Bentheim ist.

Jäger Rüdiger Köhler und Versicherungsvertreter Bernd Engels begutachten eine Landstraße bei Schüttorf, auf der besonders oft Wildunfälle passieren. © NDR Foto: Theo Göran Ladewig
Jäger Rüdiger Köhler und Versicherungsvertreter Bernd Engels stehen an einer Landstraße, auf der besonders oft Wildunfälle passieren.
Autofahrer sollten dem Wild nicht ausweichen

Besonders prädestiniert für Wildunfälle sind lange, gerade Straßen, die Autofahrer zum Gasgeben einladen. Rund um Schüttorf sind einige davon zu finden. Wenn dann noch auf beiden Straßenseiten Wald angrenzt, kann es schnell krachen. Wegen der Wucht des Aufpralls könne ein Hirsch "so schwer werden wie ein Elefant", sagt Köhler. Trotzdem sollten Autofahrer Wildtieren nicht ausweichen, weil die eigene Verletzungsgefahr damit steigen würde. Nach dem Crash gelte es, Ruhe zu bewahren und die Polizei zu rufen. Diese ordert dann den Revierjäger herbei, der dem Autofahrer eine Bescheinigung ausstellt.

Im Mai 22 Prozent mehr Wildunfälle als im Gesamtjahr

Mit dem Schein können Autofahrer bei ihrer Versicherung nachweisen, dass es sich um einen Wildunfall handelte. "Die Teilkasko ersetzt dann den Schaden am Auto", sagt Versicherungsvertreter Bernd Engels seinen Kunden. Bei Autobesitzern mit Vollkasko sei die Teilkasko bereits inbegriffen. In Engels' Büro in Bad Bentheim gehen im Frühjahr besonders viele Wildunfälle über den Tisch. Bei den versicherten Pkw geschehen Wildunfälle im April 16 Prozent häufiger als im Jahresdurchschnitt, im Mai sogar 22 Prozent. Diese Zahlen gibt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft an. Geschädigte sollten sich nicht scheuen, den Unfall zu melden. Denn die Versicherungsprämie steige wegen Wildunfällen nicht, so Bernd Engels.

 

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 25.03.2023 | 18:00 Uhr

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