Viele Rauchmelder nicht funktionsfähig: Feuerwehr fordert Kontrollen

Stand: 21.07.2023 10:02 Uhr

Rauchmelder retten Leben und verhindern große Schäden. Trotzdem sehen die Feuerwehren in Niedersachsen weiter große Probleme mit fehlerhaften Rauchmeldern. Sie fordern jetzt eine Kontrollpflicht.

von Torben Hildebrandt

Anfang Juli in Achternmeer im Landkreis Oldenburg: In einem Wohnhaus brennt es mitten in der Nacht. Im Hauswirtschaftsraum stehen Wäschetrockner und Waschmaschine in Flammen. Die Bewohner, eine 79-jährige Frau und ihr 55-jähriger Sohn, schlafen tief und fest. Das Piepen des Rauchmelders lässt sie hochschrecken. Beide bringen sich in Sicherheit und rufen die Feuerwehr. Der Brand ist schnell gelöscht. Fälle wie diese zeigen: Rauchmelder retten Leben. Besonders nachts - denn im Schlaf funktioniert unser Geruchssinn nicht. Immer wieder ersticken Menschen an Rauchgasen, weil sie im Schlaf vom Feuer überrascht werden.

Jeder vierte Haushalt ohne Rauchmelder

Die Vorteile der Rauchmelder liegen auf der Hand. Dennoch nehmen es viele Eigentümer mit der Rauchmelderpflicht nicht so genau. Die Feuerwehren in Niedersachsen sehen eine Reihe von Problemen: Leere Batterien und falsch angebrachte Rauchmelder sind Alltag. Geräte werden beim Renovieren mit Farbe überstrichen oder fehlen ganz. "Erschreckend", sagt Landesfeuerwehrpräsident Olaf Kapke. Er verweist auf eine Studie der niedersächsischen Schornsteinfeger-Innung aus dem Jahr 2020: In knapp einem Viertel der Haushalte waren gar keine Rauchmelder installiert. Nur 13 Prozent aller Haushalte waren optimal geschützt.

"Kontrollpflicht wäre der nächste Schritt"

Der Landesfeuerwehrverband fordert die Politik jetzt zum Handeln auf. Der Verband verlangt, dass das Land Niedersachsen eine Pflicht zur Kontrolle der Rauchmelder einführt. Seit 2016 sind die Rauchmelder vorgeschrieben, in Neubauten seit 2012. Kontrolliert wird das bislang nicht. Die Eigentümer sind für die Installation zuständig. Bei Mietwohnungen müssen die Bewohner dafür sorgen, dass die Geräte funktionieren. Nur klappt das eben oft nicht. Feuerwehrpräsident Kapke hält verpflichtende Kontrollen deshalb für überfällig: "Das wäre der nächste Schritt, den man jetzt gehen müsste."

Schornsteinfeger könnten Aufgabe übernehmen

Aus Sicht der Feuerwehren wäre so eine Kontrollpflicht relativ einfach einzuführen: Es müsste nur die Landesbauordnung geändert werden. Schornsteinfeger könnten einen Blick auf die Rauchmelder werfen, wenn sie sowieso in der Wohnung sind. Bei der sogenannten Feuerstättenschau überprüft der Schornsteinfeger regelmäßig Kamine, Kachelöfen und Öl- und Gasheizungen - aus Sicht der Feuerwehren könnte man dabei die Brandmelder mit einbeziehen. Für Immobilienbesitzer würde so eine Pflicht wohl höhere Kosten nach sich ziehen.

Wirtschaftsministerium sieht keinen Handlungsbedarf

Das zuständige Wirtschaftsministerium in Hannover sieht derzeit hingegen keinen Handlungsbedarf. Eine Kontrollpflicht "ist von unserer Seite nicht beabsichtigt", sagte Ministeriumssprecher Florian Mosig. Die Landkreise könnten bereits jetzt bei Verdachtsfällen überprüfen, ob die Geräte ordnungsgemäß funktionieren. Darüber hinaus sei nichts geplant. Das Ministerium appelliert an die Eigenverantwortung der Eigentümer und Mieter - jeder habe ja ein Eigeninteresse, sein Leben zu schützen.

Höhere Kosten als Gegenargument

Das Ministerium verweist auch auf frühere Debatten zu dem Thema. Die Schornsteinfeger seien damals mit ihrem Angebot, die Rauchmelder zu kontrollieren, nicht durchgedrungen. So dürften Schornsteinfeger im Rahmen der Feuerstättenschau nur Räume betreten, in denen sich Heizanlagen befinden. Zudem kämen auf die Eigentümer mit einer Kontrollpflicht auch Kosten zu. 

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 21.07.2023 | 12:00 Uhr

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