Schwieriger Start: Neue Feuerwehr-Ausbildung löst Kritik aus
Niedersachsen hat seit Januar 2024 neue Richtlinien für die Feuerwehr-Ausbildung. Bei der Umsetzung gibt es aber Schwierigkeiten. Viele Freiwillige Feuerwehren fühlen sich vom Land alleingelassen.
Es ist Prüfungstag bei der Freiwilligen Feuerwehr im Landkreis Goslar. 40 junge Männer und Frauen zeigen, was sie gelernt haben: Sie rollen immer wieder Schläuche aus, stecken Leitern zusammen, seilen sich von einem Gebäude ab. "Das ist Teil der neuen Grundausbildung", erklärt Kreisausbildungsleiter Sven Heike. Er sorgt dafür, dass die Lehrgänge im Landkreis Goslar reibungslos ablaufen. Die neue Ausbildung bereitet ihm aber Bauchschmerzen.
Zweifel an der Qualität
"Wir wollen immer kürzere Ausbildungen. Ist das dann noch produktiv, was wir machen? Verliert das jetzt nicht an Qualität?", fragt sich Heike. Denn für die neue "Modulare Grundlagenausbildung" wurden drei Lehrgänge zusammengefasst - doppelte Inhalte gestrichen. Das Land argumentiert: Die Grundausbildung der Feuerwehrleute soll durch die Reform von derzeit vier bis fünf Jahre auf zwei bis drei Jahre verkürzt werden. Das Ziel sei, Ehrenamt und Privatleben besser in Einklang zu bringen.
Ausbildungsreform unter Zeitdruck
Das Land hatte die Umstrukturierung schon lange geplant, aber die finale Richtlinie erhielt Sven Heike erst im Dezember 2023 per Mail. Ab Januar 2024 sollte er die neue Ausbildung schon umsetzen. Zeitlich sei das alles viel zu knapp, beklagt der Kreisausbildungsleiter: "Wir sind hier alle ehrenamtlich tätig und müssen das neben unserer eigentlichen Arbeit machen." Die neue Grundausbildung wird komplett von den Städten und Gemeinden übernommen.
Kein einheitliches Konzept und wenig Unterstützung
Zudem sei unklar, wie genau die neue Ausbildung umgesetzt werden soll. "Man hätte sich noch mehr Daten, einen roten Faden gewünscht", sagt Sven Heike. Denn es gibt keinen vorgegebenen Ausbildungsplan und bei Fragen erreicht Sven Heike keine Ansprechpartner. Seine Anrufe und E-Mails blieben unbeantwortet, sagt er. "Das ist für uns sehr ärgerlich. Da fühlt man sich doch irgendwo im Regen stehen gelassen", so Heike.
Schwierigkeiten in ganz Niedersachsen
Diese Probleme teilt der Feuerwehrmann aus Goslar mit anderen Feuerwehren im Land, bestätigt der Landesfeuerwehrverband. Der begrüßt die Ausbildungsreform grundsätzlich, sieht viel Positives. Aber die Probleme im Landkreis Goslar seien kein Einzelfall. "Es läuft noch etwas holprig zurzeit", sagt Klaus-Peter Grote vom Landesfeuerwehrverband. Insgesamt hat Niedersachsen 3.187 Ortsfeuerwehren, in denen über 130.620 Mitglieder ehrenamtlich tätig sind.
Mit der Reform dem Ausbildungsstau entgegenwirken
Beim Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) rechtfertigt man die Umstellung: Die Reform sollte zeitnah umgesetzt werden, so Präsident Mirko Temmler. Dadurch hoffe man unter anderem, dem Ausbildungsstau an den Standorten des NLBK in Celle und Loy entgegenzuwirken. Der hatte sich seit 2020, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie, immer weiter verstärkt. Durch die Reform sollen dort 30 Prozent der Kapazitäten frei werden. Die wolle das NLBK für Führungslehrgänge nutzen.