Schlagen, Kneifen, Zwangsfüttern: Mehr Verdachtsfälle in Kitas
Der 30. April ist der internationale Tag der gewaltfreien Erziehung. Dabei geht es nicht nur um physische Gewalt. In Niedersachsen ist die Zahl der Verdachtsfälle von Fehlverhalten in Kitas gestiegen.
Laut Kultusministerium gingen im vergangenen Jahr 338 Meldungen ein, die auf falsches Verhalten von Kita-Beschäftigten hinwiesen. Im Jahr 2021 seien es noch 223 gewesen. Bei den Meldungen geht es laut Ministerium etwa um Schlagen, Kneifen, Zerren, um sexuelle oder verbale Übergriffe sowie um Zwangsfütterung der betreuten Kinder. Der Anstieg ist offenbar nicht nur darauf zurückzuführen, dass Kitas im Jahr 2021 wegen Corona nicht durchgehend regulären Betrieb hatten. 2022 gab es demnach 34 Strafanzeigen von Trägern, Fachkräften, Eltern oder Dritten - das waren jeweils mehr als in den fünf Jahren zuvor. Weshalb jeweils Anzeige erstattet wurde, geht aus den Zahlen nicht hervor.
Ministerium: Neue Meldepflichten, mehr betreute Kinder
Das Ministerium nannte mehrere mögliche Gründe für den Anstieg: Beispielsweise habe es im Juni 2021 eine Reform mit neuen Meldeverpflichtungen gegeben. Auch eine "möglicherweise erhöhte Sensibilität für das Problem" könne ein Erklärungsansatz sein, so ein Ministeriumssprecher. Zudem sei die Zahl der betreuten Kinder deutlich angestiegen: Wurden 2017 noch rund 300.000 Kinder in Niedersachsen in den Einrichtungen betreut, waren es im vergangenen Jahr etwa 345.000. Außerdem gibt es den Angaben zufolge mehr Kitas im Bundesland und mehr Fachkräfte als in früheren Jahren.
Kita-Fachkräfteverband: Jede Verfehlung unentschuldbar
"Jedem Verdacht physischer oder psychischer Gewalt gegen Kinder muss konsequent nachgegangen und Aufklärung betrieben werden. In diesem Sinne berät das Landesjugendamt und arbeitet bei der Aufklärung gegebenenfalls eng mit Trägern und ermittelnden Behörden zusammen", hieß es weiter aus dem Ministerium. Der Kita-Fachkräfteverband Niedersachsen-Bremen teilte auf Anfrage mit, dass Zehntausende pädagogische Mitarbeitende in den Kitas beschäftigt sind und die Zahl der Meldungen nur einen kleinen Anteil ausmachen. Jede einzelne Verfehlung sei dennoch nicht zu entschuldigen.