Niedersächsische Kitas beschäftigen immer weniger Fachpersonal
Die Fachkraft-Quote in den Kitas in Niedersachsen ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Gleichzeitig gibt es zu wenig Personal.
In den Krippen und Kindergärten in Niedersachsen arbeiten gemessen an der Gesamtzahl der Mitarbeitenden immer weniger Fachkräfte. Das zeigt das "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssyssteme" der Bertelsmann-Stiftung. Im Jahr 2023 hatten demnach 71,5 Prozent der Mitarbeitenden mindestens einen fachlich einschlägigen Abschluss. 2017 hatte der Anteil noch bei 75,6 Prozent gelegen. Insgesamt waren zum Stichtag 1. März 2023 etwas mehr als 82.500 Menschen in den niedersächsischen Kitas tätig, davon knapp 70.400 als pädagogische und leitende Mitarbeitende. Die Studie wurde am Mittwoch veröffentlicht.
Niedersachsen unter dem Bundesschnitt
Mit diesen Zahlen liegt das Land unter dem Schnitt der Bundesländer, der bei 72,5 Prozent liegt. Laut der Empfehlung einer Arbeitsgruppe von Bund und Ländern sollte der Anteil pro Kita perspektivisch bei 85 Prozent liegen. Niedersachsen ist davon weit entfernt. Zumal die Landesregierung im Sommer mit einer Überarbeitung des Kita-Gesetzes die Standards für die Kinderbetreuung übergangsweise gesenkt hat - um dem immer häufigeren Ausfall bei der Betreuung entgegenzuwirken. Seitdem können einfacher Assistenzkräfte eingesetzt werden, die Anforderungen an das Vertretungspersonal sind weniger streng.
Warnung vor einer Absenkung der Fachkräfte-Quote
"Auch in Niedersachsen versucht man, den Platz- und Personalmangel in den Kitas durch den Einsatz von Mitarbeitenden aufzufangen, die für ihre Arbeit mit den Kindern nicht die formalen pädagogischen Voraussetzungen mitbringen", sagt Kathrin Bock-Famulla von der Bertelsmann Stiftung. Sie warnt vor einem dauerhaften Absenken der Fachkräfte-Quote. "Genau diese Tendenz sehen wir momentan in Niedersachsen". Ihr zufolge können in Niedersachsen unter bestimmten Bedingungen auch Eltern oder Rentner hilfsweise tätig sein.
Personalschlüssel als nicht kindgerecht bewertet
Wie es in der Studie der Bertelsmann-Stiftung weiter heißt, entspricht auch der Personalschlüssel in Niedersachsen für jedes zweite Kind nicht den wissenschaftlichen Erwartungen für ein kindgerechtes Betreuungsverhältnis. Der Personalschlüssel besagt, um wie viele Kinder sich eine pädagogische Kraft kümmern muss. Demnach werden 63 Prozent der Kinder unter drei Jahren mit einem nicht kindgerechten Personalschlüssel betreut. Bei Kindern ab drei Jahren sind es sogar 52 Prozent. Allerdings habe sich der Betreuungsschlüssel in den vergangenen sechs Jahren verbessert. Für ihre Studie hat die Bertelsmann-Stiftung Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder ausgewertet.