Stand: 30.04.2015 16:16 Uhr

Mai 1945: Ein Pastor rettet Bad Zwischenahn

Wehrmachtssoldaten ergeben sich 1945 und halten weiße Tücher hoch. © picture alliance/akg-images Foto: akg-images
Der Pastor kann die deutschen Soldaten überzeugen, sich kampflos zurückziehen. (Symbolbild)

Bis zur letzten Patrone, bis zum letzten Blutstropfen kämpfen die  deutschen Soldaten im Nordwesten. Noch im April 1945 versuchen sie erbittert die 4. Kanadische Panzerdivision aufzuhalten - mit furchtbaren Folgen. Friesoythe wird dem Erdboden gleichgemacht. Edewecht ist zerstört - mit hunderten Toten und tausenden Stück verendetem Vieh. Kurz vor Kriegsende droht Bad Zwischenahn dasselbe Schicksal. Doch ein mutiger Pastor rettet den Ort vor der Zerstörung, weil er erfolgreich zwischen den Fronten vermittelt.

Der Pastor wird zum Unterhändler

30. April 1945: Der Edewechter Pastor Wilhelm Schulze wird zum kanadischen Major gerufen. Schulze spricht englisch und ist zuvor zum provisorischen Bürgermeister ernannt worden. Die Kanadier wollen den, wie sie sagen, "netten Ort" Bad Zwischenahn verschonen - falls die deutschen Truppen kampflos abziehen. Der 33-jährige Pastor erklärt sich sofort bereit, als Unterhändler zu vermitteln - als sogenannter Parlamentär. "Ein lebensgefährliches Unterfangen", erzählt seine Tochter, die heute 82-jährige Hanna Kunze.

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Wie Bad Zwischenahn verschont wurde

Am 1. Mai 1945 rücken die Alliierten in Bad Zwischenahn ein. Pastor Wilhelm Schulze kann den Deutschen Divisions-Kommandeur dazu bewegen, kampflos den Rückzug anzutreten. 3 Min

Die Soldaten bedrohen den Pastor

Pastor Schulze geht durch die Hauptkampflinie, um den Deutschen das Angebot der Kanadier zu überbringen. Die Soldaten nehmen ihn fest und bedrohen ihn mit dem Tod, erzählt sein Sohn Hartmut - er war damals fünf Jahre alt. Der Pastor wird im Haus verhört. Später wird man im Garten ein frisch ausgehobenedes Grab entdecken. Hartmut Schulze sagt: "Allen war klar, für wen das bestimmt war." Quälend lange Stunden verstreichen. Seine Tochter erzählt heute: "Die Kanadier hatten gesagt, wenn der Parlamentär bis um 6 Uhr morgens des 1. Mai nicht zurück ist, wird der Ort eingenommen." Das Ultimatum verstreicht.

Die Kanadier marschieren in die Stadt

Wie Pastor Schulze das fast Unmögliche gelingt, ist nicht mehr rekonstruierbar. Aber irgendwie kann er den Deutschen Divisions-Kommandeur dazu bewegen, kampflose den Rückzug anzutreten. Am Vormittag des 1. Mai 1945 rücken die Alliierten in Bad Zwischenahn ein. An der Spitze geht Pastor Schulze. Er schwenkt eine weiße Fahne und ruft der Bevölkerung zu: "Wenn kein Schuss in Zwischenahn fällt, dann wird die Stadt verschont."

Der Major bedankt sich

Es bleibt ruhig, alles geht gut. Ein denkwürdiger Tag für alle, die dabei waren, berichtet Hartmut Schulze. Er erinnert sich daran, wie stolz die Familie auf seinen Vater war. "Wenn Onkel Karl davon erzählte, wie er unseren Vater in Bad Zwischenahn über die Lange Straße quasi einmarschieren sah, dann kamen ihm auch nach Jahren immer noch die Tränen", erzählt er. Am Ende dankt der kanadische Major Stubbs dem Deutschen mit einem Händedruck: "You have done a great work this night", soll er gesagt haben.

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Wehrmachtssoldaten ergeben sich 1945 und halten weiße Tücher hoch. © picture alliance/akg-images Foto: akg-images

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 01.05.2015 | 19:30 Uhr

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