Kundin will Azubi nicht bezahlen - Meisterin redet Klartext
Weil eine Kundin den Stundenlohn für einen Azubi nicht zahlen wollte, hat eine Dachdeckermeisterin aus Loxstedt einen Brief verfasst und ihn in den sozialen Medien veröffentlicht - und bekam viel Zuspruch.
Am Ende ging es um 35 Euro. Diese Summe hatte Joana Wegner, Dachdeckermeisterin in Loxstedt im Landkreis Cuxhaven, einer Kundin für einen ihrer Auszubildenden in Rechnung gestellt, der dort auf der Baustelle mitgeholfen hatte. Die Kundin weigerte sich, den Betrag zu zahlen, weil der junge Mann angeblich nur herumgestanden und zugeguckt habe. Wegner, die den Familienbetrieb in dritter Generation führt, ärgerte sich, erließ der Kundin aber aus Kulanz die monierten Lohnkosten. Allerdings schrieb sie der Frau einen geharnischten Brief, den die Handwerksmeisterin auf Facebook veröffentlichte - und der ihr viel Zuspruch einbrachte.
Die Chefin kündigt der Kundin schriftlich
Das Schreiben wurde seitdem mehr als 4.500-mal geteilt, die Reaktionen sind überwiegend positiv - die 33-Jährige hat offenkundig einen Nerv getroffen. "Insgesamt ist es schon so, dass man immer wieder das Gefühl hat, das Handwerk wird nicht anerkannt, eine Ausbildung wird nicht anerkannt. Und wenn man dann noch einen Kunden hat, der die Arbeit des Auszubildenden nicht wertschätzt, das hat das Fass zum Überlaufen gebracht." Aus diesem Grund habe sie den Brief geschrieben, erklärt die Dachdeckermeisterin dem NDR Niedersachsen. Auf eine weitere Geschäftsbeziehung mit der Kundin verzichtet Wegner schriftlich: "Da Ihnen die Ausbildung der Fachkräfte von morgen scheinbar nichts wert ist, möchte ich Sie bitten, beim nächsten Problem mit Ihrem Dach eine andere Dachdeckerei zu kontaktieren."
Alt-Geselle steht hinter der Meisterin
Unterstützung für ihre Reaktion erfährt Wegner nicht nur im Internet, auch in der eigenen Firma können sie die Reaktion der Chefin gut verstehen und stehen voll dahinter: "Weil ich das eine Frechheit finde, dass die Lehrlinge nicht bezahlt werden sollen. Oder wenn die 'nur' rumstehen, das ist völliger Humbug, der gehört da einfach zu, der muss was lernen, und der soll dafür auch entlohnt werden", findet der Alt-Geselle Detlef Frerks. Unterstützung kommt auch vom Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks. Drei Jahre Ausbildung würden die Betriebe jeweils mindestens 37.000 Euro plus Zuschläge, Sozialabgaben und Lehrgänge kosten, heißt es dort. Der Betrieb von Wegner bildet derzeit fünf Auszubildende aus.