Kreise und Kommunen: Rentner sollen Niedersachsens Kitas entlasten

Stand: 10.05.2024 21:09 Uhr

Den kommunalen Spitzenverbänden reichen die Pläne der niedersächsischen Landesregierung zur Verbesserung der Situation in Kitas nicht aus. Sie fordern, auch Rentner für die Betreuung von Kindern einzusetzen.

Um Eltern von Kita-Kindern Verlässlichkeit zu bieten, müssten die Anforderungen an das Personal gesenkt werden. Die bisherigen Standards für die frühkindliche Bildung seien angesichts fehlender Fachkräfte nur noch für eine Kernzeit von vier Stunden am Tag zu halten, sagte der Präsident des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB), Marco Trips, am Freitag. In Randzeiten müsse es möglich sein, andere Kräfte einzusetzen. Das könnten Eltern oder Rentner sein. "Ansonsten wird die Folge sein, dass wir die Betreuungszeiten weiter zurückfahren." Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) zeigte sich offen für den Vorschlag: "Wenn die Kommunen der Auffassung sind, dass hier vier Stunden reichen, dann liegt das in ihrem Ermessen, nur vier Stunden anzubieten", sagte Hamburg.

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Landkreise und Kommunen fordern 400 Millionen Euro mehr

Die kommunalen Spitzenverbände fordern zudem mehr Unterstützung bei der Kita-Finanzierung. "Die Kosten der Kindertagesstätten entwickeln sich zum finanziellen Sprengsatz für die kommunalen Haushalte", sagte der Präsident des Niedersächsischen Landkreistags (NLT), Landrat Sven Ambrosy. Die Kommunen brächten 2,25 Milliarden Euro für den Betrieb der Kindertagesstätten auf. Zur angestrebten Beteiligung des Landes von zwei Dritteln der Personalkosten fehlen Ambrosy zufolge 400 Millionen Euro pro Jahr. Tendenz steigend. Kultusministerin Hamburg entgegnete, dass das Land seinen Vereinbarungen nachkomme. NLT-Chef Ambrosy verwies auf die "aus der Zeit gefallenen Steigerungsrate von 1,5 Prozent". Diese entspreche nicht der Lohnentwicklung.

Landesregierung will Kita-Gesetz reformieren

Die rot-grüne Landesregierung arbeitet derzeit an einer Reform des Kita-Gesetzes, um die Betreuungsstandards zu lockern. "Wir trauen an der Stelle den Trägern und Kita-Leitungen zu, zu entscheiden, welches Personal geeignet ist", sagte Grünen-Politikerin Hamburg. Die Kommunen bewerten die bisher bekannten Pläne als richtigen Schritt, allerdings als noch nicht ausreichend.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 10.05.2024 | 19:00 Uhr

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Kinderbetreuung

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